In technischer Hinsicht ist der populärste Cyborg der Kinogeschichte ein Auslaufmodell: Arnold Schwarzenegger muss als T-800 aber immer noch einen ganzen Film tragen.

Foto: Paramount Pictures

Obwohl ebenfalls in die Jahre gekommen, ist das Flüssigmetall nach wie vor ein gemeiner Gegner: Byung-hun Lee als Modell T-1000.

Foto: Paramount Pictures

Deutschsprachiger Trailer zu "Terminator: Genisys".

KinoCheck

Englischsprachiger Trailer zu "Terminator: Genisys".

Terminator Genisys

Wien – Wenn es Asche regnet, ist die Apokalypse schon vorbei. Wenn es weißgraue Asche auf menschliche Schädel regnet, ist der Kampf gegen die Maschinen verloren. Als James Cameron vor dreißig Jahren am Beginn von The Terminator schweres Kriegsgerät über die Überreste der Zivilisation rollen ließ, war ein neues Kino-Sinnbild des Untergangs geschaffen. Die Menschheit hatte sich im Kampf gegen die von ihr selbst entwickelte künstliche Intelligenz in den Untergrund zurückgezogen. Das verbrannte Kinderspielzeug, das wenige Jahre später in Judgment Day für eine scheinbar für immer zerstörte Zukunft einstand, bedeutete jedoch mehr als absolute Hoffnungslosigkeit: Der Geist des Widerstands muss sich aus ebendieser Asche erheben.

Dass Terminator: Genisys nun ebenfalls mit einem Ascheregen beginnt, ist wiederum mehr als bloße Reminiszenz an den Anfang einer der erfolgreichsten Serien der Kinogeschichte. Es ist der Versuch, diese Vergangenheit in eine Gegenwart zu retten, um aus ihr noch einmal Kapital zu schlagen.

Nicht nur in ökonomischer Hinsicht als mittlerweile fünfter Teil des Science-Fiction-Spektakels, sondern auch im Sinne einer Selbstausbeutung: Da kann das Kino im vergangenen Jahrzehnt mit Computereffekten und 3-D-Technologie noch so geklotzt haben – die wahren Stützen des Erfolgs in Serie sind die Wiedererkennbarkeit und ein fester Platz im popkulturellen Gedächtnis.

Im Kreislauf gefangen

Und so verlässt sich auch Terminator: Genisys, inszeniert von US-Regisseur Alan Taylor, in der ersten halben Stunde vorrangig auf die eigenen alten Werte, und diese bestehen beinahe ausschließlich aus Arnold Schwarzenegger und seiner Wiederauferstehung als Ikone.

Bereits der erste Auftritt ist eine Reinszenierung des Beginns der Saga, inklusive jener Gruppe von Punks, denen auch diesmal die Leviten gelesen werden. Dass der Terminator kurz darauf sogar in einer Doppelrolle – als jüngeres und älteres Modell des legendären T-800 – auf sein Ebenbild eindreschen kann, weil er aus zwei unterschiedlichen Zeiten in die Vergangenheit entsendet wurde, entspricht perfekt der Idee eines permanenten Kreislaufs: Wer ständig mit dem Umschreiben von Geschichte beschäftigt ist, wahlweise zur Rettung und zur Vernichtung der Menschheit, wird irgendwann mit sich selbst in der Gegenwart konfrontiert.

Die Erzählung, die sich in der Folge rund um die Entsendung des Soldaten Kyle Reese (Jai Courtney) in das Jahr 1984 entspinnt, auch nur in ihren Grundzügen skizzieren zu wollen grenzt ebenfalls an ein Abenteuer. Der loyale Gefährte des zukünftigen Rebellenführers John Connor (Jason Clarke) soll als Beschützer von dessen Mutter Sarah (Emilia Clarke) den Kampf gegen das Maschinenimperium Skynet aufnehmen, doch spätestens wenn selbst die Figuren die Logik ihrer diversen Reisen und Rollenwechsel nicht mehr verstehen und ironisch kommentieren, ist auch die Plausibilität durch die Zeitmaschine geschickt.

Ungewöhnliche Familienzusammenführung

Das mag für den einen oder anderen Gag hinsichtlich einer ungewöhnlichen Familienzusammenführung dienlich sein, etwa wenn der Sohn im Vergleich zum Vater buchstäblich alt aussieht.

Man könnte nun einwenden, dass Terminator: Genisys auch als Aneinanderreihung diverser Scharmützel mit Schauwert seinen Zweck erfüllt. Doch das ist, wie die Krise des Blockbusterkinos bewiesen hat, längst zu wenig – vor allem für eine Saga rund um ein bedrohliches Terrorregime, begründete Paranoia und berechtigte Zukunftsangst. Die Zerstörungsorgien der hochgerüsteten Cyborgs – bis hin zur Terminatrix in Terminator 3 – bezogen ihren Reiz bisher nämlich vor allem aus der ungebremsten Energie, die mit der Geradlinigkeit der Erzählung im Einklang stand: Auch als Killermaschine sollte man wissen, warum man unbeschadet durch eine Mauer donnert.

"I'm old, but not obsolete", lautet der neue Merksatz des mittlerweile in die Jahre gekommenen Terminators, von der Rebellenmutter liebevoll "Pops" genannt. Zum Grau der Asche ist das der Haare hinzugekommen. (Michael Pekler, 8.7.2015)