Er spricht die Sprache der Gläubiger, und wenn man Beobachtern glauben darf, sogar besser als so mancher Vertreter der internationalen Geldgeber. Seit April war Euklid Tsakalotos dem polarisierenden griechischen Finanzminister Yanis Varoufakis beigestellt, seit Mai leitete er in seiner Funktion als Vize-Außenminister die Gespräche mit den Europartnern. Mit überschaubarem Erfolg, wie spätestens seit der Volksabstimmung klar ist, stellt diese doch ein klares Votum gegen die Einsparungvorgaben der vormaligen Troika aus Europäischer Zentralbank, Internationalem Währungsfonds und EU-Kommission dar.
Wie Varoufakis ist der in Rotterdam geborene und in britischen Elite-Schulen (Oxford, Eton) ausgebildete Tsakalotos Volkswirt. Ein Kapitalist angelsächsischer Prägung ist dennoch nicht aus ihm geworden, im Gegenteil, der linker Ökonomie-Professor bezeichnet sich selbst als Marxist, weil Markt eben kein Allheilmittel sei.
Leger aus der Hose hängende Hemden müssen auf Etikette bedachte Verhandlungspartner beim neuen griechischen Finanzminister ebenso wenig fürchten wie die offenen Hemdkrägen ohne Krawatte. Geschmeidiger oder einfacher dürften die Verhandlungen trotzdem nicht werden. Denn Tsakalotos gilt als nicht weniger hart in der Sache als sein der Spieltheoretiker Varoufakis.
Cash für eine Reform
Auch der im Parteienbündnis Syriza mitunter als "linker Aristokrat" bezeichnete Tsakalotos hält es für ausgeschlossen, dass Griechenland seinen Schuldenberg ohne einen "New Cash-for-Reform" Deal je abtragen kann. "Wir haben alle Liquiditätsquellen im erweiterten öffentlichen Sektor ausgepresst", verkündete er im Mai, doch auch dieses Geld werde "sehr bald" verbraucht sein.
Nun ist tatsächlich kein Geld mehr da, Griechenland ist offiziell zahlungsunfähig. Die Banken, Hellas’ zentrales Problem, bleiben auch am Dienstag geschlossen. Wohl will sich die Regierung unter Premier Alexis Tsipras um neue Notkredite für die notleidenden Geldhäuser bemühen, ob er dabei Erfolg haben wird, ist derzeit nicht absehbar.
Kein Mandat gegen Euro
Über die Gesprächsrunden und Auseinandersetzungen in Brüssel äußerte sich Professor Tsakalotos vor allem inhaltlich enttäuscht. Statt Gegenargumente habe er nichts als Ermahnungen geerntet, dass die Regeln der Eurozone einzuhalten sind.
Ob der 54-jährige Gentleman, der mit Notenbankchef und Finanzpolitik in Athen ebenso bestens vertraut ist, wie mit der Politik, die Griechen nun als Finanzminister aus dem Euro führen wird, bleibt abzuwarten. Zuletzt hat der frühere Syriza-Abgeordnete (seit 2012) darauf verwiesen, dass Syriza, deren Zentralkomitee er angehört, gar kein Mandat dafür habe. (ung, 7.7.2015)