Googles Designchef Matias Duarte kann eine positive Bilanz ziehzen

Es war im Juni 2014, da hat Google ein reichlich ambitioniertes Unterfangen vorgestellt: Unter dem Namen Material Design wolle man einheitliche Design-Richtlinien schaffen – und zwar nicht nur für Android sondern auch für das Web.

Bilanz

Ein Jahr später bietet sich die Gelegenheit Bilanz zu ziehen – und diese fällt ziemlich eindeutig aus: Zumindest unter Android hat sich Material Design zu einem durchschlagenden Erfolg entwickelt. Nicht nur, dass Googles Kernsystem nun einem einheitlichen Stil folgt – von UI-Widgets über Interaktionsprinzipien bis zu Icons – wurde es auch von zahlreichen Drittherstellern adoptiert. Viel wichtiger aber noch: Die App-Hersteller haben die Richtlinien in einem beeindruckenden Ausmaß angenommen.

Ende Mai lieferte Googles Designchef Matias Duarte die entsprechenden Zahlen: Mittlerweile seien 200.000 der im Play Store verfügbaren Apps im Material Design gehalten. Deutlicher macht den Erfolg allerdings noch eine andere Zahl: Mehr als 40 Prozent aller seit der Freigabe von Android 5.0 "Lollipop" veröffentlichten Apps folgen diesen Richtlinien. Dies obwohl hier Spiele, die oft eine ganze eigene Oberfläche implementieren, eingerechnet sind.

Unsicherheit

Dabei sei man anfänglich längst nicht sicher gewesen, dass Material Design positiv aufgenommen wird, versichert Duarte. Doch diese Bedenken sollten sich rasch zerstreuen, bereits in den Tagen nach der Vorstellung heimste Google viel Lob für das Konzept ein. Seitdem wurden die Richtlinien mehrfach erweitert, vor wenigen Wochen gab es das letzte große Update. Dazu passend wurde auch eine frische Version der Android Support Library veröffentlicht, die die Nutzung vieler Kernfunktionen von Material Design bis zu Android 2.1 hinab ermöglicht.

Support

Jenseits der technischen Entwicklung bemüht sich Google Unternehmen bei der Umstellung ihrer Apps zu unterstützen. So führt man regelmäßig sogenannte "Design Sprints" durch, bei denen Drittentwickler zu Google eingeladen werden, um über ihre Apps zu diskutieren. Dies sei keineswegs eine Einbahnstraße, wie Duarte betont. Aus diesen Erfahrungen seien viele Verbesserungen in die Material-Design-Spezifikation eingeflossen.

Das Web

Und doch hat man längst noch nicht alle der eigenen Ziele erreicht: Im Web findet das Material Design bisher nur wenig Beachtung. Selbst viele Google-Services wurden bisher noch nicht entsprechend umgestaltet – obwohl dies von Anfang an erklärtes Ziel war. Neben der historisch diversen Natur des Webs dürfte dies zum Teil auch der technischen Basis liegen: Die entsprechenden Tools sind einfach noch nicht ganz so ausgereift, wie sie es unter Android sind. Den von Google empfohlenen Unterbau, die Polymer-Bibliothek, gibt es entsprechend auch erst seit wenigen Wochen in der Version 1.0. (Andreas Proschofsky, 5.7.2015)

Der Material-Design-Vortrag auf der Google I/O 2015.
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