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1895 schuf Gustav Klimt den Entwurf für eine Supraporte in Nicolaus Dumbas Musikzimmer.

Foto: BPK / Bayerische Staatsgemälde

Wien – Das haben gewichtige Jubiläen so an sich, dass man sie auf mannigfache Weise zu zelebrieren geneigt ist. Am 1. Mai 1865 eröffnete Kaiser Franz Joseph nach fast einem halben Jahrhundert Bauzeit diesen prachtvollen Boulevard: 150 Jahre Ringstraße war und ist also die Vorgabe 2015.

Zu den bislang kredenzten Facetten gehören die Planungs- und Bauphase (Wien-Museum, bis 4.10.), jüdische Bauherren (Jüdisches Museum, bis 4.10.), bei der Errichtung verwendeter Bau-, Dekor- und Zierstein (Naturhistorisches Museum, bis 31.12.) oder auch die "Ringstraße des Proletariats", wie der Margaretengürtel der ab 1919 entstandenen Gemeindebauten wegen genannt wird (Karl-Marx-Hof, Waschsalon Nr. 2, bis 20.12.). So weit eine unvollständige Auswahl.

Nun also "Klimt und die Ringstraße" im Unteren Belvedere. Wobei, so wenig Klimt gab es in einer Ausstellung, die den Namen des Künstlers verheißungsvoll im Titel platziert, vermutlich noch nie. Ein Kassenmagnet, ohne den es nun mal nicht ginge, rechtfertigt Kurator Alexander Klee. Die Besucherstatistik als Damoklesschwert des Museumsalltags.

Klimt oder Makart-Epigone?

Gemessen an den präsentierten Kunstwerken vielleicht eher "Makart und die Ringstraße"? Aber nein, man werfe doch einen Blick in den Katalogindex, so Klee, in puncto Erwähnungen stünde Klimt dort Makart um nichts nach. Die dosiert an den Wänden verteilten Beweise sind dabei nicht leicht erkennbar. Bei den Entwürfen zum Vorhang des Stadttheaters Karlsbad von 1884/85 würde mancher Besucher ohne erklärendes Schildchen spontan eher auf einen Makart-Epigonen tippen.

Die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts ist über Jahrzehnte ein Stiefkind der Forschung geblieben. Warum, ist nur bedingt nachvollziehbar: vermutlich aufgrund des in allen Kunstgattungen gängigen Prinzips der Rückgriffe auf vorangegangene Epochen, eines Pluralismus, dem es an Eigenständigkeit zu mangeln schien. Die Ringstraße steht jedenfalls bis heute synonym für die Gründerzeit und die ihr eigene Opulenz.

Das Untere Belvedere mutiert nun zu einer Flaniermeile des Historismus, für die man sich nicht nur des eigenen Bestandes bediente. Repräsentatives galt es erst aus Kellern, Privatsammlungen oder von Dachböden zu bergen. Zu den Stationen gehören Entwurfszeichnungen der Gebäude von Theophil Hansen.

Vorbei geht es an einst von Connaisseurs gesammeltem Porzellan und Silber (Bloch-Bauer/Pick) und an prachtvollen Makart-Werken sowieso. Darunter "Tod der Kleopatra", jenes Gemälde, das 2013 über das Dorotheum vorerst in den amerikanischen Handel und vergangenes Jahr in die Liechtenstein-Sammlung wechselte.

Mäzene wie Nicolaus Dumba

Der Blick hinter die Kulissen der Ringstraßenfassaden, in das Innere dieser charakteristischen Gebäude, führt in treffender Weise über private Mäzene jener Zeit, von denen Nicolaus Dumba der prägendste war. Ein vermögender Philanthrop mit großer Leidenschaft für Musik und Kunst, der auch als Kulturpolitiker die Strippen zu ziehen verstand.

Das 1865/66 für ihn im Neorenaissancestil erbaute Eckhaus (Parkring 4) ging über das von Makart eingerichtete Zimmer in die Geschichte der Innenarchitektur ein. Davon zeugen etwa die 1871 entstandenen Wandgemälde, die als Dauerleihgabe aus Privatbesitz gezeigt werden.

Etwa 20 Jahre später beauftragte Dumba zwei Nachwuchskünstler: Franz Matsch mit der Gestaltung des Speisezimmers und Gustav Klimt mit zwei Supraporten für das Musikzimmer, die Ende des Zweiten Weltkrieges zerstört wurden. Stellvertretend werden hier die zugehörigen Entwurfsbilder gezeigt, in denen bereits erste Anklänge der späteren Meisterschaft des Quotenbringers zu erkennen sind. (Olga Kronsteiner, 3.7.2015)