Die "Vorstadtweiber" werden nächstes Jahr um einen International Emmy kämpfen. Dieses Jahr werden die Preisträger am 23. November in einer großen Gala in New York gekürt.

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Wien – 2016 hat Österreich Chancen, wieder einen International Emmy zu gewinnen. "Wir haben mit Das Attentat – Sarajevo 1914 in zwei Kategorien eingereicht", sagt Lisa Keiner von Dor Film: Florian Teichtmeister rittert um den Preis für den besten Schauspieler, das Kriegsdrama stellt sich in der Kategorie Fernsehfilm und Miniserien.

"Think big", sagt Beatrice Cox-Riesenfelder. "Die Produzenten sollten noch mehr einreichen. Viele glauben, sie hätten keine Chance und lassen es von vornherein bleiben." Ein Fehler, glaubt die Geschäftsführerin der ORF Enterprise – der im nächsten Jahr nicht passieren sollte: "Zum Beispiel sehe ich für Vorstadtweiber oder Altes Geld sehr wohl Potenzial und Gewinnchancen", empfiehlt Cox-Riesenfelder.

Schräges habe durchaus Siegerchancen. Den internationalen Serien-Emmy gewann letztes Jahr die britische Thrillerserie Utopia. Der Emmy sei der "Oscar der Fernsehbranche", sagt die ORF-Managerin. Es gehe um den Wirtschaftsstandort Österreich.

Cox-Riesenfelder leitet die Organisation der iEmmy-Jurysitzung in Wien. ORF Enterprise und Mitveranstalter IMZ schlagen der Emmy-Academy Jurymitglieder vor, die diese bestätigt. Rund 30 Juroren aus aller Welt – ausschließlich Menschen vom Fach – entscheiden im Wiener Palais Schönburg, welche Dokus und Kunstprogramme es ins Semifinale des Bewerbs schaffen. Entschieden wird per Formular, eine Diskussion ist nicht vorgesehen.

Die Preisvergabe erfolgt nach einem genau geregelten System. Vergeben werden die International Emmys in 21 Kategorien in vier Regionen: Asien, Afrika und Mittlerer Osten, weiters Lateinamerika, Europa sowie englischsprachige Länder abseits der USA. Cox-Riesenfelder war Jurorin in Köln und sah vor kurzem japanische TV-Movies.

1000 Einreichungen

Rund 1000 Einreichungen stehen am Beginn jeden Emmy-Jahrs, sagt Jurychef Nathaniel Brendel. Die sichten er und rund zehn Mitarbeiter der New Yorker Academy of Television Arts & Society, bevor die Produktionen in die nächste Runde gehen: Per Onlinewahl bestimmen rund 300 bis 400 Juroren bis Mai, wer weiterkommt.

Die Semifinalsitzungen finden in 25 Städten weltweit statt. Brendel ist bei allen dabei. Vor Wien war er in Köln, am Wochenende ist er in Nigeria. Dort werden dieses Jahr die Fiction-Semifinalisten gekürt.

Die Königsdisziplin unter den Emmys gewann vor zwei Jahren Das Wunder von Kärnten. Letztes Jahr holte ihn das Kriegsepos Unsere Mütter, unsere Väter von ZDF und Beta Film.

Über die eingereichten Produktionen in diesem Jahr ist Brendel voll des Lobes: Die Beiträge würden "jedes Jahr noch besser". Obendrein nähmen immer mehr Länder teil. Den Job macht er seit sechs Jahren.

Die Nominierten werden Anfang Oktober bekanntgegeben, die Sieger am 23. November in einer großen Gala in New York gekürt.

Über das Gesehene herrscht absolutes Stillschweigen. Die Juroren dürfen nicht einmal die Titel der Produktionen verraten: "Wir wollen nicht, dass Juroren von Produzenten unter Druck gesetzt werden", sagt Brendel. "Beeindruckende Geschichten", sah Carol Sennett, Chefeinkäuferin der Factual-Abteilung der BBC und bleibt damit des Verrats unverdächtig. Sie definiert in der vagen Beschreibung einen Trend bei Dokumentationen. Der andere seien gestochen scharfe 4K-Produktionen: "Das kommt – auch wenn es teuer ist", sagt Sennett. Sie schwärmt von der Universum-Produktion Wildes Venedig, die der ORF in Ultra-HD-Technologie drehte.

Ehrenamtliche Juroren

Alle Juroren arbeiten ehrenamtlich, sogar die Flüge zahlen sie selbst. Katja Raths von der deutschen Clasart kommt, weil sie "einfach interessiert, was in der Welt passiert." Und um ihr Netzwerk zu vergrößern: "Du machst hier Business", sagt Cox-Riesenfelder. (Doris Priesching, 4.7.2015)