Bild nicht mehr verfügbar.

Arnica montana wird in Alpenregionen als Heilkraut verwendet.

Foto: picturedesk

Bergwohlverleih, wie die Arnika noch genannt wird, blüht zwischen Mai und August.

Foto: wikipedia/henri brisse/abalg/[cc;3.0;by-sa]

20 bis 60 Zentimeter hoch, zwei bis drei gegenständige Blattpaare, behaarte Blätter und eine große gelbe Blüte: Das ist die Arnika, die von Mai bis August blüht und bis vor wenigen Jahren auch in unserem Alpenvorland und in den Bergen noch weit verbreitet war. Mittlerweile ist sie in Österreich selten geworden und steht, wie in vielen Ländern, unter Artenschutz.

Der Bergwohlverleih, wie die Arnica montana auch genannt wird, macht seinem Namen alle Ehre: Von jeher ist sie als Heilpflanze bekannt und wird in Form von Salben, Ölen oder Tinkturen als schmerzlindernde Arznei verwendet. Bereits Hildegard von Bingen schrieb im zwölften Jahrhundert der Arnika-Blüte eine entzündungshemmende, aber auch eine aphrodisierende Wirkung zu: "Mann und Frau erglühen in Liebe und werden fast rasend, sodass sie schließlich unsinnig werden."

Einen luststeigernden Effekt muss Hermann Stuppner, Leiter der Abteilung Pharmakognosie am Institut für Pharmazie der Universität Innsbruck, mit Blick auf die Forschung zwar verneinen, die schmerzlindernde und entzündungshemmende Wirkung ist aber erwiesen: "Arnika wird von jeher bei Gelenksschmerzen, nicht offenen Wunden und rheumatoiden Beschwerden eingesetzt – und sie wirkt." Das zeigen längst auch Studien.

Etabliertes Mittel

So listet die europäische Arzneimittelbehörde EMA die Arnica montana als etabliertes Mittel für die Schmerzlinderung bei Prellungen, Blutergüssen, Stauchungen und Muskelschmerzen. Aber auch bei Verbrennungen, Kniearthrose und Rheuma erwies sie sich als wirksam. Lediglich vor einer Anwendung bei Kindern unter zwölf Jahren wird gewarnt – "allerdings nicht, weil es Kontraindikationen gibt, sondern weil dafür keine gesonderten Studien vorliegen", sagt Rudolf Bauer, Pharmazeut mit Schwerpunkt auf Arzneipflanzen an der Universität Graz.

Oral sollte man Extrakte aber auf keinen Fall zu sich nehmen: In Tierversuchen mit Mäusen führte das zu Herzproblemen bis hin zum Herzstillstand. Weil diese Schäden auch beim Menschen möglich sind, sollte auch Arnikaschnaps nur äußerlich angewendet und niemals getrunken werden.

Europaweite Bedeutung

Die wirksamen Bestandteile der Arnikablüte sind unter anderem Flavonoide, antioxidative Blütenfarbstoffe, vor allem aber die Sesquiterpenlactone. Ihre mehr als 4000 Varianten sind vor allem bei der Pflanzengattung der Korbblütler anzutreffen und wirken toxisch auf Bakterien, Pilze, Würmer, aber auch auf manche Säugetiere.

Was die Pflanze vor Fressfeinden schützen soll, macht sie für die Pharmazie so interessant. "Verglichen mit den meisten anderen Heilpflanzen gibt es bei der Arnikawesentlich mehr Evidenz", sagt Bauer. So habe die Arnika eine "europaweite Bedeutung", was sich auch in der Monografie im Europäischen Arzneibuch widerspiegelt.

Doch obwohl dutzende Studien für die Wirkung sprechen, läuft die Arnika noch unter dem EMA-Label "traditional use", das Arzneimittel dann bekommen, wenn sie seit mindestens 30 Jahren mit Erfolg angewendet werden. Gegen die Einstufung "well-established use" spricht, dass es noch zu wenige große, nach heutigen Maßstäben durchgeführte klinische Studien gibt, die eine Wirkung belegen.

Bauer sieht darin ein generelles Problem bei vielen pflanzlichen Wirkstoffen, schließlich seien große Studien teuer und werden fast ausschließlich von den großen Pharmakonzernen durchgeführt – die an der Arnika eher geringes Interesse haben.

Erst spät kultiviert

Bis vor wenigen Jahren war die Arnica montana aufgrund komplexer Symbiosen mit Gräsern nicht kultivierbar, wuchs also nur in freier Wildbahn. Bis dahin griff man oft auf die wesentlich häufigere Wiesenarnika (Arnica chamissonis) zurück, die eine ähnliche Heilwirkung aufweisen soll. Vor rund 15 Jahren gelang es dann aber doch noch, einen Cultivar zu züchten. Längst finden sich erschwingliche Salben und Öle in allen Apotheken.

Eine Schweizer Studie aus dem Jahr 2002 zeigte etwa, dass sie bei der Kniegelenksarthritis genauso gute Ergebnisse liefern wie Diclofenac – besser bekannt als Voltaren. Und das bei kaum vorhandenen Nebenwirkungen: Der einzige wirklich unangenehme Effekt bei äußerlicher Anwendung kann eine Hautallergie sein.

Diese ist allerdings wesentlich seltener als bisher angenommen und tritt in der Regel nur bei Menschen auf, die häufig mit der Pflanze hantieren, etwa Botanikern. Allen anderen verleiht die Arnika tatsächlich Wohl – egal ob auf dem Berg oder anderswo. (Florian Bayer, 5.7.2015)