Neu-Delhi – Indische Frauenrechtlerinnen haben ein Urteil des Obersten Gerichts zum Umgang mit Vergewaltigungsfällen begrüßt, das Richtern die Anordnung von Mediationsverfahren zwischen Opfern und Tätern verbietet. "Jede Mediation zwischen Vergewaltigern und Überlebenden ist illegal", sagte die bekannte Vorkämpferin für Frauenrechte, Ranjana Kumari, am Donnerstag der Nachrichtenagentur AFP.

Sie hoffe daher, "dass die untergeordneten Instanzen das Urteil achten". Das Oberste Gericht hatte es Richtern am Mittwoch untersagt, nach Fällen von Vergewaltigung zur Mediation aufzurufen. Zuvor hatte ein Richter für Empörung gesorgt, als er einen Vergewaltiger auf Kaution freiließ, damit dieser in einer Mediation mit seinem ehemaligen Opfer die Möglichkeiten einer Heirat verhandeln konnte.

Angriff auf die Würde der Opfer

Solche Empfehlungen seien nicht nur ein "großer Irrtum", sondern auch ein Angriff auf die Würde der Opfer, hieß es in der Entscheidung vom Donnerstag. Auch die Aktivistin Vrinda Grover begrüßte das Urteil. Dieses sei eindeutig ausgefallen und eine Warnung an niedrigere Instanzen.

Vergewaltigungen sind in Indien weit verbreitet. Im Dezember 2012 sorgte eine brutale Gruppenvergewaltigung einer Studentin in einem öffentlichen Bus in der indischen Hauptstadt Neu Delhi weltweit für Schlagzeilen. Das Mädchen starb, die Tat löste eine landesweite Debatte über Gewalt gegen Frauen aus. Sie führte zu einer Verschärfung der Gesetzgebung, dennoch gibt es weiterhin immer wieder schwere Übergriffe. (APA, 3.7.2015)