Die 48 Kilometer lange Großglockner- Hochalpenstraße könnte die erste Straße Europas mit dem Weltkulturerbestatus werden.

Foto: großglockner.at

Salzburg – Die Großglockner-Hochalpenstraße steht ab sofort unter Denkmalschutz. Als nächster Schritt wird ein Antrag auf den Unesco-Welterbestatus gestellt. Damit wäre die 48 Kilometer lange Glocknerstraße die erste Straße Europas und eine der wenigen weltweit mit dem Status als Weltkulturerbe.

"Die Chancen stehen sehr gut", sagt Bernd Paulowitz, Geschäftsführer von Insitu World Heritage Consulting aus Paris. Europa sei zwar auf der Liste bereits überrepräsentiert, aber sowohl technische Bauwerke als auch das 20. Jahrhundert dafür unterrepräsentiert. Paulowitz: "Es gibt keine vergleichbare Stätte, es ist eine Lücke." Im Sommer 2018 könnte bereits die Eintragung erfolgen, zeigt sich Paulowitz optimistisch.

Von österreichischer Seite steht dem Welterbestatus nichts mehr im Weg. Die erforderlichen Beschlüsse der Gesellschaft sowie die Unterstützungserklärungen der Länder Kärnten und Salzburg würden schriftlich vorliegen, sagt Johannes Hörl, Vorstand der Großglockner Hochalpenstraße AG (Grohag). Auch die Unesco-Kommission in Österreich, die zuständigen Ministerien und die Anrainergemeinden hätten bereits ihre Unterstützung zugesagt.

Gemeinsam Denkmalpflegeplan erarbeitet

Auch der Weg zum Denkmalschutz war ein besonderer: Erstmals in der österreichischen Geschichte wurden gemeinsame Ziele für die weitere denkmalgerechte Erhaltung der Großglockner-Hochalpenstraße festgeschrieben. Dieser "Denkmalpflegeplan" beinhaltet unter anderem die Vorgehensweise bei künftigen notwendigen Sanierungen der Passstraße.

Die Präsidentin des Bundesdenkmalamts, Barbara Neubauer, betont, es sei nicht immer leicht für die Eigentümer, wenn das Bundesdenkmalamt anklopfe. Aber mit dem Aufsichtsrat und dem Vorstand der Grohag habe man gute Partner gefunden. Die Angst, dass das Denkmalamt komme, die "Käseglocke" darüberstülpe und gar nichts mehr gehe, sei unbegründet, sagt Neubauer. "Viele Denkmäler können nur durch gute und adäquate Nutzung erhalten bleiben."

"War nicht immer alles einfach"

Fünf Jahre dauerten die Vorbereitungen und Gespräche mit dem Denkmalamt. "Es war nicht immer alles einfach", räumt Grohag-Vorstand Hörl ein, "aber wir haben eine gute Lösung gefunden." Auch der Salzburger Landeshauptmann und Aufsichtsratsvorsitzende Wilfried Haslauer (ÖVP) hatte Bedenken: "Ich gebe offen zu, dass ich zu Beginn sehr skeptisch war, weil die Angst da war, dass wir uns damit enorme bürokratische Hemmnisse aufbürden."

Für Hörl sei der Knackpunkt schließlich nach drei Jahren erreicht gewesen: Da habe das Bundesdenkmalamt schriftlich anerkannt, dass sich die Gesellschaft bereits seit einem Dreivierteljahrhundert denkmalgerecht verhalte. Nun werde der Denkmalpflegeplan bei den Feierlichkeiten zum 80. Jubiläum der Straße am 3. August von den Landeshauptleuten aus Salzburg und Kärnten und der Präsidentin des Bundesdenkmalamts unterschrieben.

Chance für den Tourismus

Das Weltkulturerbe-Prädikat würde auch große Chancen für den Tourismus bergen, sagt Kurt Luger, Unesco-Lehrstuhlinhaber für "Kulturelles Erbe und Tourismus". Die Straße stelle bereits jetzt mit knapp 900.000 Besuchern in den Sommermonaten eine der wichtigsten Tourismusattraktionen in Österreich dar. Mit den umliegenden Museen und Ausstellungen werde die Hochalpenstraße gleichzeitig dem Bildungsauftrag gerecht. Die Glocknerstraße besitze eine "emotionale Geografie", sagt Luger, Besucher würden einen persönlichen Bezug zu der Umgebung herstellen und in sie eintauchen, ohne sich fachlich auszukennen.

Die Hochalpenstraße wurde von 1930 bis 1935 nach den Plänen des Kärntner Landesbaurats Franz Wallack errichtet und am 3. August 1935 eröffnet. Sie führt auf 48 Kilometern mit 36 Kehren und über mehr als 100 Brücken und Hochbauten im alpinen Bereich von Fusch an der Glocknerstraße in Salzburg nach Heiligenblut in Kärnten und erreicht dabei eine Höhe von 2.504 Metern über dem Meeresspiegel. (Stefanie Ruep, 3.7.2015)