Der griechische Satiriker "Arkas" hat die Fragestellung beim Referendum so auf ihren surrealistischen Punkt gebracht:

"Wie hoch ist das Pro-Kopf-Einkommen von Uganda? Ja oder nein?"

Der tatsächliche Text ist nicht viel luzider. Er fasst das längst obsolete Verhandlungspaket der europäischen Geldgeber in einer langen Fachchinesisch-Passage zusammen, die kein Mensch versteht, und stellt dann das "Ochi" (Nein) über das "Nai" (Ja). Das ist Syriza-Staatskunst at its best.

In Wahrheit müsste die Entscheidung darum gehen, ob die Griechen einen funktionierenden Staat haben wollen. Und wie sie ihn schaffen. Einen Staat, in dem die Steuern einigermaßen gerecht eingehoben und bezahlt werden, in dem auch tatsächlich Recht gesprochen wird, die Verwaltung auch tatsächlich für die Bürger und nicht nur für sich selbst da ist und die Wirtschaft sich auf Regeln verlassen kann.

Die ganze Debatte um "Neoliberalismus", Austerität, "Spardiktat", "Würde" etc., etc. ist nicht der Kern der Sache. In diesem dysfunktionalen Staatsapparat sind sowohl die Abermilliarden an Hilfen wie die Opfer der Bevölkerung schlicht umsonst gewesen.

Griechenland und seine Menschen verdienen unsere Sympathie und Solidarität. Sie sollten aber versuchen, zu systemischem Klientelismus, verlogenem Populismus und blanker Scharlatanerie laut und deutlich "ochi" zu sagen. (Hans Rauscher, 2.7.2015)