Obwohl Amazon den E-Book-Reader-Markt mit der Kindle-Reihe dominiert, hat der Versandriese dem Paperwhite überraschend eine Überarbeitung verpasst. So weist die dritte Version des Readers ein besseres Display, eine neue Schriftart und einen schnelleren Prozessor auf. Der WebStandard konnte den Kindle Paperwhite 2015 vor Verkaufsstart für zwei Wochen testen.

Hochauflösendes Display

Die größte Änderung gegenüber dem Kindle Paperwhite aus 2013 stellt das Display dar. Dieser bietet – wie bereits das Premium-Modell Voyage – erstmals eine Auflösung von 300ppi. Dadurch wirkt das Schriftbild wie gedruckt. Bei einem Vergleich mit einem Reader mit geringerer Auflösung ist ein Unterschied mit freiem Auge durchaus ausmachbar. Wird die Beleuchtung auf die maximale Einstellung angepasst, hat man das Gefühl ein Blatt Papier vor sich zu haben. Ermöglicht wird dies durch eine optimale Ausleuchtung.

Das Schriftbild am neuen Kindle Paperwhite 2015 wirkt fast wie gedruckt.
Daniel Koller/derStandard.at

Maximale Helligkeit als Akkufresser

Im Gegensatz zum 70 Euro teureren Voyage wird die Helligkeit nicht automatisch angepasst. Dies wirkt sich stark auf die Akkuleistung aus. Bei Maximal-Beleuchtung muss der Reader bereits nach wenigen Stunden wieder aufgeladen werden. Verzichtet man auf die zusätzliche Helligkeit leert sich der Akku deutlich langsamer – um die 80 Stunden Laufzeit ermöglicht eine Ladung etwa. Ein Netzteil wird von Amazon übrigens nicht beigelegt. Stattdessen liefert man den Paperwhite 2015 lediglich mit einem USB-Ladekabel aus.

Neue Schriftart "Bookerly"

Eine weitere Neuerung gegenüber vergangener Kindle-Generationen ist die Schriftart "Bookerly". Amazon verspricht hierbei ein komfortableres Leseerlebnis. Zwischen bereits installierten Schriftarten und Amazons Neuerung ist tatsächlich ein Unterschied auszumachen. Wenngleich die Differenz nicht allzu drastisch ausfällt. Trotzdem wirkt die neue Schriftart insgesamt freundlicher und allgemein besser zu lesen. Android- und iOS-Nutzer können in der Kindle-App vorab einen Blick auf "Bookerly" werfen. Per Software-Update sollen übrigens auch vergangene Generationen mit der Schriftart ausgestattet werden.

Der Kindle Paperwhite 2015 (links) neben dem Tolino Vision 2.
Daniel Koller/derStandard.at

Werbung oder keine Werbung

Für einen Aufpreis von 20 Euro sieht Amazon erstmals davon ab, Spezialangebote einzublenden. Beim Basismodell um 119 Euro soll diese Werbung allerdings nicht weiter störend sein, da die Angebote nur am deaktivierten Display angezeigt werden. Bereits beim Kauf kann man auswählen, ob man ein Modell mit oder ohne Werbung kaufen will – auch nachträglich ist die Deaktivierung möglich, sollte man sich von den Spezialangeboten zu sehr gestört fühlen. Beim Testgerät war die Werbung übrigens deaktiviert. Inwieweit diese also nützlich ist, kann nicht gesagt werden.

Sehr flinker E-Book-Reader

Bei der Benutzung konnte der Reader durch flinke Reaktionszeiten überraschen. Ein Wisch oder Fingertapser aufs Display und die nächste Seite wird angezeigt. Vergleichbare Konkurrenz-Reader wie der Tolino Vision 2 wirken im Vergleich deutlich langsamer. Schade ist allerdings, dass es weiterhin eine Berührung des Bildschirms benötigt, um auf die nächste Seite zu gelangen. Besonders bei einhändiger Nutzung wünscht man sich die Möglichkeit, auch über Berührung der Rückseite umblättern zu können. Hierbei behält der Tolino Vision 2 die Oberhand.

Mit dem E-Book-Reader kann flink die Seite gewechselt werden.
Foto: Daniel Koller/derstandard.at

Weiterhin nicht wasserdicht

Bei den Maßen und dem Material hat sich im Vergleich zu der Vorgängerversion nichts geändert. Einzig über den beim 2015er-Modell nicht mehr weißen Kindle-Schriftzug ist eine Unterscheidung möglich. Aufgrund des identen Materials zieht die Rückseite beim neuen Paperwhite weiterhin Fingerabrücke an. Eigene Tasten zum Umblättern und ein robusteres Material sind nach wie vor dem Voyage vorenthalten. Wasserdicht ist der 2015er-Paperwhite ebenso nicht.

Kein Freund von ePub

Das populäre Format ePub lässt der Kindle weiterhin nicht zu. Abhilfe schafft hier etwa die kostenlose Software "Calibre". Zugutehalten muss man Amazon allerdings, dass neugekaufte Bücher nahtlos am Reader landen. Bei der 3G-Version um 200 Euro können gekaufte E-Books auch im Urlaub aufs Gerät geladen werden. In mehr als 100 Ländern bietet Amazon dieses kostenlose Service an. Ob sich dies wirklich auszahlt, ist fraglich. Bei einem verfügbaren Speicherplatz von fast drei Gigabyte und der Option, über WLAN die Bücher aus der Cloud aufs Gerät zu laden, sollte zumindest bei einem mehrwöchigen Urlaub kein Mangel an Lesematerial entstehen.

205 Gramm wiegt die WLAN-Variante, 217 Gramm die Version mit 3G. Auf dem Gerät können tausende Bücher gespeichert werden.
Daniel Koller/derStandard.at

Fazit

Evolution statt Revolution – so könnte man die Änderungen beim neuen Kindle Paperwhite am besten zusammenfassen. Das Display wurde deutlich verbessert, die Software erneuert und eine neue Schriftart implementiert. Der Umstieg von dem Vorgängermodell auf die neueste Variante zahlt sich also nicht wirklich aus. Wer allerdings auf der Suche nach einem E-Book-Reader mit hervorragendem Display, flinker Reaktionszeit und vorbildlichem Preis-Leistungs-Verhältnis ist, kommt bei dem Kindle Paperwhite 2015 einfach nicht vorbei. (Daniel Koller, 01.07.2015)