Wir sind am Camino de Rondas an der Küste Kataloniens. Nachdem der letzte Scheitel gekämmt, der letzte Lidstrich gezogen waren und die Nerven vollkommen blank lagen, ging es endlich los. Ich begleitete den Bräutigam zu dem wohl schönsten Platz zum Heiraten.

Der Camino de Ronda zieht sich fast die gesamte Costa Brava entlang. An manchen Stellen öffnet sich ein Platz. Eine Stelle sticht besonders hervor. Genau zwischen Sant Feliu de Guixols und S’Agaro liegt ein kleiner Platz direkt am Camino de Ronda mit einem romantischen, steinernen Pavillon. Dort waren Stühle und ein Pult aufgestellt, ein Mikrofon, Lautsprecher und Smartphones für Skype-Konferenzen – für diejenigen, die nicht kommen konnten.

Perfekt für eine Hochzeit: Der Pavillon am Camino de Ronda.
Foto: Johanna Hofbauer

Mein Schwager heiratete also seine Freundin nach fast 15 Jahren Beziehung. Die Mütter der beiden Glücklichen hielten tapfer ihre Freudentränen zurück, als um 12 Uhr oben auf dem Stiegengelände hinter dem Platz die Braut Arm in Arm mit ihrem Vater erschien. Als sich Braut und Bräutigam das Ja-Wort gaben und die Ringe tauschten, durfte ich für sie Elton Johns "Your Song" mit Gitarrenbegleitung singen. Spätestens zu diesem Zeitpunkt heulten alle drauf los.

Schlemmen in der Masia

Nach der Zeremonie ging es zu einer Masia, einem alten katalanischen Bauernhof. Die Besitzer vermieten Gebäude und Gelände für Veranstaltungen. Als Damenspenden wurden Holzfächer verteilt, die sich später in der Hitze des Abends als recht praktisch erwiesen.

Die Kellner brachten Tabletts mit Tapas, darunter Kabeljau-Tomaten-Bällchen, Sushi und Schwammerl-Kroketten. Auf einer Seite stand ein Tisch mit Serrano-Schinken bereit und ein Kellner, der die nächsten Stunden ausschließlich den Schinken für uns schnitt. Und dazu bekamen wir Wein, Bier, Wasser – was auch immer wir wollten. Als wir endlich alle satt waren, wurden wir vom Brautpaar dazu aufgefordert, unseren Tisch ausfindig zu machen. Denn jetzt würden wir Abendessen. Und dann ging das "richtige" Essen los. Spanier essen und trinken eben gern, besonders zu festlichen Anlässen.

"Uptown Funk" im Bauernhof

Für danach hatten die Freunde des Paars eine kleine Überraschung geplant. Als "Uptown Funk" von Bruno Mars ertönte, sprangen zuerst die Männer auf und tanzten die heimlich einstudierte Choreografie des Musikvideos. Danach sprangen wir Mädels ein und taten das Gleiche. Die Frischvermählten wussten dann nicht mehr wie ihnen geschah, als wir sie zum Mittanzen aufforderten. Die Choreographie ist nämlich gar nicht mal so leicht.

Später öffneten die Besitzer der Masia dann einen weiteren Teil des Geländes. Dort lag ein beleuchteter Swimmingpool. Neben dem Pool war eine Cocktailbar und ein DJ-Pult aufgestellt und die Gäste tanzten dort weiter. Vor allem eine Person hat mich auf der Tanzfläche wieder besonders beeindruckt: Die Großmutter des Bräutigams tanzte wie der Teufel und war nicht aufzuhalten. Dabei machte sie auch noch eine verdammt gute Figur.

Plötzlich war die Braut im Pool

Irgendwann waren aber nur noch Freunde und Familienmitglieder unter 40 Jahren da und die Sache geriet leicht aus dem Ruder. Die Hochzeit erlebte einen nassen Wendepunkt, als einer der Gäste plötzlich die Braut schnappte und sachte in den Swimmingpool fallen ließ. Alle starrten geschockt und warteten auf eine gerechtfertigte Brautzilla-Reaktion. Die Braut aber lachte nur, stieg aus dem Wasser und tanzte weiter in einem nassen Kleid. Einige interpretierten das als Einladung, sich selbst im Pool abzukühlen.

Für mich war es jedenfalls eines der schönsten Feste, die ich dank meiner spanischen Familie hier erleben durfte. Ich bin besonders froh und dankbar, dass ich Teil des Programms sein durfte – und Teil der Familie bin. (Johanna Hofbauer, 7.7.2015)