Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: Reuters / Michael Dalder

Pro
von Mia Eidlhuber

Irgendwo habe ich einmal gelesen: "Die Zukunft ist eine dumme Sau. Man weiß nie, womit sie als Nächstes um die Ecke kommt." Weniger drastisch und positiver formuliert: Das Leben steckt voller Überraschungen. Und der Tod ganz offensichtlich noch viel mehr. Sogenannte Erbstreitigkeiten verhandeln aber in der Regel eher das Zuwenig und selten das Zuviel – und sind immer eine Frage der Perspektive.

Ich sag es einmal so: Ist es nicht besser, überraschend zu erben, als überraschend nicht(s) zu erben? Sehen Sie. Wer will schon hernach (überraschend) Erbanspruch erheben müssen? Auch unwürdig. Wenn also die Erbmasse nicht nur aus einem pflegebedürftigen, traurigen Hund, einer Heizdeckensammlung und einem Haufen Schulden besteht, ist so ein unerhofftes Erbe keine schlechte Sache. Nein sagen kann man – fristgerecht – immer noch.

Und nebenbei bemerkt: Vom erblichen Überraschungseffekt profitieren ohnehin weniger Privatpersonen, sondern am meisten gemeinnützige Vereine. Oft eine gute Sache, außer natürlich für die, die leer ausgehen.

Kontra
von Ljubisa Tosic

Erben sollte nur, wer schon mehr als reichlich hat. Nur bei ihm ist das Vermögen gut aufgehoben; nur bei ihm vermehrt es sich, wodurch auch der Arme als solcher reicher wird. Im Durchschnitt halt.

Was soll der – statistisch gesehen – reich Versorgte (ehemals Arme) auch mit plötzlichem Erbgeld anfangen? Die wenigen Scheine, die er besitzt, lässt er verantwortungs-, da ahnungslos auf dem Gebühren- und Inflationsgriller dahinbrutzeln. Sollte in so jemandes Hände reichlich Erbgeld fließen, erlitte die Volkswirtschaft Schaden, die Gesellschaft würde ärmer. Millionäre zögen plündernd durch Straßen, und nach der Revolution würden sie die statistisch Reichen (ehemals Armen) enteignen.

Kurzum: Der soziale Friede wäre gefährdet, und dies zu verhindern, muss gerade jetzt das Gebot der Stunde sein! Schließlich läuft ja auch eines der größten Finanzexperimente der Menschheit: Zentralbanken operieren global mit Nullzinsen und "quantitative easing". Auch deshalb sollte Erbgut nur in gelderfahrenen Händen landen. Nur so steigt das Volksvermögen! Nur so kommen wir durch die Krise! (Rondo, 3.7.2015)