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Zivildienst – bitte warten.

Foto: apa/GEORG HOCHMUTH

Seit wenigen Tagen bin ich erfolgreicher Absolvent einer HTL, stolz auf meine Abschlussarbeit, und ich freue mich auf den Beginn meines Berufslebens. Davor kommt allerdings noch der Präsenz- oder Zivildienst – praktisch bei allen Dienstgebern Voraussetzung. So weit, so planbar.

Freie Stellen sind rar

Rechtzeitig, schon während des Schuljahrs, habe ich mich um die Stellensuche gekümmert. Das war nicht einfach: Die Webseite der Zivildienstagentur wird nicht gepflegt, dort angezeigte freie Stellen sind zumeist längst vergeben. Nach vielen Anfragen ist es mir gelungen, eine Stelle in einem sozial-medizinischen Zentrum zu finden und die Bewerbung der Zivildienstagentur zu melden. Nach dem Vorstellungsgespräch wurde mir die Stelle für den August 2015 vom Bedarfsträger mündlich zugesagt. Besonderheit: Der Bedarfsträger ist in einem Sicherheitsbereich tätig, eine endgültig verbindliche Zusage ist nur durch ein polizeiliches Führungszeugnis, ausgestellt maximal einen Monat vor Dienstantritt, möglich.

Weniger Budget für Zivildienst

Alles lief also nach Plan, bis ich aus den Medien erfuhr, dass aufgrund von Sparmaßnahmen heuer keine Zivildienststellen mehr genehmigt werden. Erst wieder ab Jänner 2016.

Was tun? Der Versuch, den Bedarfsträger zu überreden, den Antrag nach Vorlage des Führungszeugnisses doch noch einzureichen – mit meiner Zusage, auf Entlohnung zu verzichten und die Versicherungskosten selbst zu tragen –, scheiterte. Angenommen, ich kann für Jänner eine Zivildienststelle finden – was keineswegs sicher ist, der Andrang wird groß sein –, liege ich meinen Eltern fünf Monate auf der Tasche, verliere mindestens fünf Monatsgehälter, fünf Monate anrechenbare Versicherungszeiten, verursache Mitversicherungskosten, zahle mindestens fünf Monate später Steuern. Das steht in keinem Verhältnis zu den fünf Monaten Zivildienst-Entlohnungs- und Versicherungskosten. Doch Zivi-Einsatz ohne Entgelt ist verboten.

... verzögert Lebensplanung

Nun also mindestens fünf Monate fachfremde und nicht der aufwendigen Ausbildung entsprechende Hilfstätigkeiten oder sogar Arbeitslosigkeit. Die Zivildienst-Sperre ist demotivierend und diskriminierend – und eine Sparmaßnahme auf dem Rücken von Berufsanfängern. (Markus Steinpichler, 3.7.2015)