In Traiskirchen gehen derzeit allabendlich bis zu 1.700 Menschen auf die Straße. Dass es so viele sind, hat mit der Überbelegung des Erstaufnahmezentrums zu tun. Dass sie es überhaupt tun, ist religiös motiviert, denn die muslimischen Flüchtlinge pilgern zum Fastenbrechen, das ein türkischer Verein in einem Zelt bei der benachbarten Moschee während des Ramadan (bis 16. Juli) anbietet.

Viele Flüchtlinge würden das Fastenbrechen in der Moschee als "willkommenes Zusatzessen" sehen, manche verzichteten sogar auf die Mahlzeiten im Erstaufnahmezentrum, sagt Vereinsobmann Erdal Kaymaz. Im Lager selbst wird Muslimen während des Ramadan um 21 Uhr eine warme Mahlzeit ausgeteilt. Frühstück und Mittagessen erhalten sie als Lunchpaket.

Die Moschee-Ausspeisung während des Ramadan gebe es schon seit mehreren Jahren, so Kaymaz. "Eine organisatorische Meisterleistung", sagt Norbert Ciperle, Traiskirchener SPÖ-Gemeinderat, der häufig beim Kochen und Verteilen hilft. An die 2.000 Portionen Suppe, Fleisch, Gemüse und Reis werden täglich verteilt. Die Zeit ist knapp, weil Gläubige erst nach Sonnenuntergang essen dürfen, aber bereits um 22 Uhr wieder im Lager sein müssen. Im Erstaufnahmezentrum sind derzeit 2.700 Menschen untergebracht, 400 davon haben keinen fixen Schlafplatz. Als Protest dagegen gab es am Mittwoch im Lager einen mehrstündigen Sitzstreik. (bri, simo, 1.7.2015)