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Wurden am Mindesthaltbarkeitsdatum manipuliert?

Foto: Reuters/Herwig Prammer

Leoben – Am Landesgericht Leoben ist am Mittwoch der Prozess um Toni's Freilandeier fortgesetzt worden. Toni Hubmann, zwei seiner Angestellten und ein Ex-Mitarbeiter werden beschuldigt, das Mindesthaltbarkeitsdatum der Eier manipuliert zu haben. Geständig war bisher nur der ehemalige Beschäftigte, die anderen drei fühlen sich unschuldig. Laut Anklage beträgt der Schaden 126.853 Euro.

Seit 16. Juni läuft der Schöffenprozess (Vorsitz: Barbara Grundbichler), und mittlerweile wurden alle Vorgänge in der Toni's Handels GmbH ausführlich erörtert. Unternehmenschef Hubmann hatte von Anfang an die Vorwürfe bestritten. Er will nie in Auftrag gegeben haben, die aufgedruckten Daten auf den Eiern bzw. die Einlagezetteln zu verändern, um die Ware länger verkaufen zu können.

Zeuge entlastet Hubmann

Ein Zeuge, der die Betrugsvorwürfe gegen Toni Hubmann als Intrige darstellte, ist am Mittwoch geladen worden. Der Mann gab an, er habe im Vorjahr beobachtet, wie ein Unbekannter dem vierten Angeklagten, der gegen die drei anderen Beschuldigten ausgesagt hatte, ein Bündel Geld übergeben hat. "Dem Toni hast es schön gegeben, aber das passt schon", soll der Fremde gesagt haben.

Beim Zeugen handelte es sich um einen flüchtigen Bekannten von Toni Hubmann. Nachdem heuer im Frühjahr in den Medien zu lesen war, dass der Chef von Toni's Freilandeier vor Gericht muss, erinnerte sich der Pensionist an einen Vorfall im Vorjahr. Er will den vierten Angeklagten, einen ehemaligen Produktionsleiter, in einem Lokal in Knittelfeld gesehen haben. Dieser habe einen Anruf bekommen und ging auf die Straße hinaus. "Ich bin mitgegangen, weil's mich interessiert hat", gab der Zeuge ganz unumwunden zu.

Bündel Hunderter

Ein unbekannter Mann sei aus einem blauen Mercedes gestiegen, habe dem Beschuldigten ein Bündel Hunderter gegeben und gesagt: "Dem Toni hast es schön gegeben, aber das passt schon, er hat's eh verdient". Den Geldgeber beschrieb der Pensionist als "groß, graumeliert, er hat einen oststeirischen Trachtenspencer angehabt, mit echten Silberknöpfen". "Echte Knöpfe? Was haben Sie denn alles gesehen?", wunderte sich Richterin Barbara Grundbichler. "Ich kann die echten von den polierten unterscheiden", antwortete der Befragte. Aufgefallen seien ihm außerdem die beleuchteten Felgen am Mercedes, "in denen hat sich das Licht gedreht". Sein Schwiegersohn habe ihm gesagt, das seien Spezialanfertigungen vorwiegend für den arabischen Raum, es gebe sie aber auch hier. Das Kennzeichen habe er leider nicht erkennen können, so der Zeuge.

Eine Schöffin fragte ihn, ob er damals alkoholisiert gewesen sei, was er verneinte: "Ich habe eine seltene Krankheit und darf nur ganz wenig Bier trinken." Zuletzt erzählte er noch, dass am vergangenen Samstag zwei Männer vor seiner Wohnungstür gewesen seien und ihn bedroht hätten: "Sie haben gesagt, ich soll da untern die Goschen halten", was der Zeuge auf seine Aussage bei Gericht bezog.

Der ehemalige Produktionsleiter schüttelte zu der Aussage nur den Kopf: "Ich war im ganzen Leben noch nie in diesem Lokal, das ist nicht mein Niveau. Das Ganze klingt wie ein Drehbuch für einen Kriminalfilm", meinte er.

Die Zeugenbefragung sollte am Mittwoch abgeschlossen sein, ein Urteil ist für Donnerstag geplant. (APA, 1.7.2015)