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Grafik: apa

Wien – Im Juni waren in Österreich inklusive Schulungsteilnehmer etwas über 380.000 Menschen arbeitslos. Die Arbeitslosenrate inklusive Schulungen beträgt damit 9,7 Prozent und ist gegenüber dem Vorjahr um 0,6 Prozentpunkte gestiegen. Zum Vergleich: Vor fünf Jahren betrug die Arbeitslosenrate im Juni noch 7,8 Prozent. In den vergangenen Monaten hat sich die Situation am Arbeitsmarkt wieder deutlich verschlechtert.

Schlecht schaut es weiterhin für Ausländer aus – hier stieg die Zahl der Jobsuchenden um 26 Prozent auf 87.613. AMS-Chef Johannes Kopf hatte in der Vergangenheit mehrfach darauf hingewiesen, dass schlecht ausgebildete, in Österreich lebende Ausländer durch gut ausgebildeten Zuzug teilweise verdrängt werden. Ebenfalls nicht rosig ist die Situation weiterhin auch für Ältere und Menschen mit Behinderung.

Bei den über 50-Jährigen stieg die absolute Zahl der Arbeitslosen um 16 Prozent auf 85.648. Das liegt daran, dass immer mehr Menschen in diese Gruppe fallen. Die Arbeitslosenrate entwickelte sich in der Gruppe 50+ zuletzt sogar besser als im Schnitt. Bei Menschen mit Behinderung stieg die Zahl der Arbeitslosen ebenfalls um 16 Prozent auf 11.548. Nach Branchen betrachtet schnitten einmal mehr die Arbeitskräfteüberlassung und der Bau besonders schlecht ab (plus 13 bzw. 14 Prozent).

Größtes Plus in Wien

Positives gibt es vom Lehrstellenmarkt zu vermelden: die Zahl der Suchenden sank um 23 Prozent auf immerhin noch 4.909 Personen. Die Zahl der offenen Stellen blieb mit 2.684 stabil. Bei den Schulungsteilnehmern gab es einen Rückgang von 16 Prozent auf 61.726. Das AMS hat etwas weniger Mittel zur Verfügung als zuvor, das hat sich auch auf die Zahl der Schulungen negativ ausgewirkt und zu Protesten der Mitarbeiter der Weiterbildungseinrichtungen geführt.

Nach Bundesländern betrachtet schnitt Wien mit einem Plus von 23 Prozent auf 122.007 Arbeitslose am schlechtesten ab, dahinter folgen Oberösterreich mit einer Zunahme von 12 und Niederösterreich mit einem Plus von 11 Prozent. In Wien gab es auch den stärksten Rückgang an Schulungen (minus 24 Prozent), was direkt

Mehr Arbeitslose im Handel

In absoluten Zahlen stellt sich die Arbeitslosigkeit in Österreich wie folgt dar: Innerhalb eines Jahres hat die Zahl der Suchenden um 27.259 Menschen zugenommen. Alleine im Handel ist die Zahl derer, die keine Arbeit fanden, um 4.757 Personen gestiegen, im Tourismus waren es 3.982. Dem steht ein Zuwachs der gemeldeten offenen Stellen von 878 gegenüber – über alle Branchen hinweg. Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) hielt heute zu den Zahlen fest: "Die Arbeitsmarktpolitik stößt an ihre Grenzen." Da sei eine "gesamtwirtschaftliche Unterstützung notwendig".

Am 6. Mai hatten sich Hundstorfer und Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) angesichts der stetig steigenden Arbeitslosenzahlen und des Rückfalls Österreichs im internationalen Vergleich auf einen Arbeitsmarktgipfel verständigt. Ein Termin dafür ist bis dato nicht bekannt. Im Mai ist Österreich im OECD-Vergleich innerhalb der EU bei den Arbeitslosenzahlen auf den sechsten Platz zurückgefallen. Bei der Jugendarbeitslosigkeit liegt Österreich mittlerweile nur noch auf dem drittbesten Platz – dabei war das Land noch vor gar nicht allzu langer Zeit europäischer Musterschüler.

Deutschland hat gestern, Dienstag, die geringste Arbeitslosenzahl seit dem Jahr 1991 präsentiert. 2,711 Mio. Deutsche waren auf Jobsuche – in Österreich mit rund einem Zehntel der Einwohner waren es 381.898. (APA, red, 1.7.2015)