Skopje/Tirana – Bei den Nachbarn Griechenlands gibt es angesichts des Streits mit den Gläubigern ein wenig Schadenfreude, denn trotz der Sparpakete in Athen bleiben der Lebensstandard und die soziale Sicherheit in Albanien oder in Mazedonien unter griechischem Niveau. Das Durchschnittseinkommen liegt bei 350, jenes der Griechen bei 1000 Euro. Griechenland hat sich zudem mit seiner nationalistischen Blockadepolitik rundherum nicht beliebt gemacht. Trotzdem überwiegt nun die Sorge. Denn viele Südosteuropäer haben ihr Geld bei griechischen Banken.

Die mazedonische Zentralbank wies bereits am Montag die Banken an, alle Einlagen, die bei griechischen Banken liegen, zurückzuholen. Sie argumentierte, dass andernfalls die finanzielle Stabilität des Systems gefährdet sei, weil ein größerer Kapitalabfluss aus Mazedonien drohe. Die Vorkehrung solle zunächst für ein halbes Jahr gelten. In Mazedonien liegen die Stopanska und die Alpha Bank in griechischen Händen. Das sind etwa 20 Prozent des Bankensektors, so wie in Bulgarien.

Serbische Notenbank beobachtet

Die serbische Notenbank kündigte an, die Kapitalflüsse genau zu beobachten, versicherte aber die Einlagen bei den griechischen Banken, die einen Anteil von 14 Prozent haben, seien sicher. Am höchsten ist der griechische Bankenanteil in Albanien mit 33 Prozent. Hier sind auch die Auswirkungen der Krise am Größten. In den vergangenen Jahren verloren zigtausende albanische Gastarbeiter in Griechenland ihre Jobs. Allerdings haben die Albaner schon seit längerem damit begonnen, ihr Geld nach Hause zu verlagern. Mithilfe der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) wurden bereits 2012 für den Fall einer griechischen Staatspleite Regeln eingeführt.

Die griechischen Tochterbanken werden seitdem in den anderen Balkanstaaten als eigene Einheiten geführt, mit getrennten Büchern und eigener Aufsicht, wie der albanische Experte Gjergj Erebara dem STANDARD erklärt. "Die griechischen Banken in Albanien arbeiten also zurzeit ganz normal, das heißt aber nicht, dass griechische Staatsbürger ihre Einlagen in Albanien abheben können", so Erebara. "Rechtlich betrachtet sind das jetzt albanische Banken, die Griechen gehören."

Ausreichend kapitalisiert

Im Moment gäbe es auch keinen Anlass zur Sorge, denn die Banken seien ausreichend kapitalisiert, man habe eine eigene Währung. "Wenn es also zu einem Bank-Run kommen sollte, können wir mehr Geld produzieren." Die albanische Zentralbank könne zudem eine "Überbrückungsbank" schaffen, die vorübergehend andere Institute übernehmen kann.

Die griechischen Banken sind laut der Onlineplattform Balkaninsight angehalten, ihre Transaktionen an die Zentralbank zu melden. Die Standard Bank in Mazedonien rechnet mit 250 Mio. Euro für die Rekapitalisierung, falls die griechischen Banken pleitegehen.(Adelheid Wölfl, 1.7.2015)