Der Impact Hub Vienna ist ein Co-Working Space für eine Community von 11.000 Personen, die auf über 65 Standorte weltweit verteilt sind. Rund 400 von ihnen sind in der Lindengasse anzutreffen. Hier kann man sich flexibel einmieten. Die Nutzung erfolgt per Stundenkontingent auf Fair-Use-Basis, Kontakte sind schnell geknüpft. Das Konzept scheint aufzugehen: Vor einigen Wochen wurde eine Erweiterung eröffnet.
Ein Gegenmodell bieten die weißen Neno-Büros, die mit Abrechnung per "Prepaid Card" operieren und die über Crowdfunding als Franchise-Kette international Fuß fassen wollen. Das hat Loffice im siebten Bezirk bereits geschafft. "Frauenfreundlichkeit" macht beim ungarischen Unternehmen den kleinen Unterschied. "Wir unterstützen gerne Frauen, die auf selbstständigem Weg beruflich weiterkommen wollen", sagt Gründerin Kata Klementz.
Viel Eigenleistung
Raumkooperationen mit verwandten oder sich ergänzenden Branchen sind bei Kleinstunternehmen immer Thema. Speziell bei Architekturbüros kommt das Weitervermieten von Einzelräumen oder Arbeitsplätzen mit Anschluss an die Büroinfrastruktur immer wieder vor. Räumlichkeiten werden oft mit viel Eigenleistung adaptiert und dann untervermietet. "Wir haben zunächst den originalen Dielenboden abgeschliffen und an dessen ausgefrästen Rändern Kabeln verlegt", erläutert Clemens Kolar, Landschaftsarchitekt von EGKK, die Umbaumaßnahmen im Mollardhof.
Modernen Schreibtischnomaden wird hier Loftatmosphäre mit Dachgeschoßflair geboten. Auch am Karmeliterplatz im zweiten Bezirk vermietet das Architekturbüro Steinkellner & Partner Zimmer unter. Beherbergt wird dort eine Hausgemeinschaft, die in den Bereichen Design und Marketing angesiedelt ist.
Diskretion wichtig
Im Souterrain eines Ziegelbaus in der Hermanngasse macht indes die Produktionsfirma Raumfilm Themenfilme. Filmproduzent Matthias Widter vermietet platzweise – und das am liebsten an Branchenverwandte: "Wenn es eine thematische Anknüpfung gibt, ist das positiv. Eine gesunde Durchmischung der Arbeitsfelder bereichert das Büroleben."
Für manche Branchen hingegen ist ein eigenes Zimmer besser geeignet als bloß ein eigener Schreibtisch: "Wir brauchen Diskretion. Da wäre ein offenes Büro mit vielen anderen Parteien nicht gut", erzählt Vermögensberater Ferdinand Bruckner, der seine Leistung auf Honorarbasis anbietet. Vernetzt sei man in dem angemieteten Büroraum trotzdem. Eine Tür weiter befindet sich ein Immobilienbüro, dessen Anlageprodukte mitunter ins Portfolio aufgenommen werden.
Nur räumeweise vermietet wird in jenen Häusern, die von Technologie- oder Immobilienfirmen speziell für Start-ups bereitgestellt sind. Wer bei Frequentis in Margareten einen Platz bekommt, ist innovativer Jungunternehmer mit Technikschwerpunkt. "Wenn man Menschen mit ähnlichen Sorgen um sich hat, tut das gut", berichtet Gerald Spreitzhofer, der mit MetGIS punktbezogene Wetterdienste für Aktivitäten im Gebirge anbietet. Der Preis sei für diese Lage gut, und alle notwendigen Räume stünden inklusive Reinigungsservice zur Verfügung. Gemeinschaftsgeräte für den Bürobetrieb gibt es aber nicht, und die Hinterhofatmosphäre mache das "Big Business" nicht wahrscheinlicher.
Option Home-Office
Einen besseren äußeren Eindruck vermittelt das ebenfalls in Margareten gelegene "Clusterhaus". Betrieben wird es von der Immofinanz AG. "Wir wollen innovative Start-ups auch langfristig als Kunden gewinnen", sagt COO Dietmar Reindl .
Die "beste Adresse" hat aber wohl Regus, ein Anbieter temporärer Büros, am Fleischmarkt zu bieten. Hier stehen 50 Kojen zur Verfügung. Mancher gibt beim Firmengericht trotzdem lieber wieder die Heimadresse an: "Ich habe eine Eigentumswohnung, die groß genug und genauso zentral gelegen ist", berichtet ein Mieter, der in der Hermanngasse gerade seine Sachen packt. (Peter Matzanetz, 27.6.2015)