Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in einer – inzwischen geschlossenen – Wiener Wohngemeinschaft. In Salzburg unterstützen Mentoren Jugendliche beim Deutschlernen, Bildung und bei Behörden.

Newald

Salzburg – Jugendliche Flüchtlinge willkommen heißen, ihnen Halt geben und einfach für sie da sein – das ist das Ziel des Projekts "MutMacher" von der Kinder- und Jugendanwaltschaft (Kija) Salzburg. Freiwillige können sich bei der Kija melden und werden dann Paten eines Jugendlichen, der sich für das Projekt beworben hat.

In Salzburg leben derzeit 166 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Sie würden Mentoren besonders dringend brauchen, weil sie ganz ohne Bezugspersonen in Österreich sind, sagt die Salzburger Jugendanwältin Andrea Holz-Darenstaedt. Deshalb startet die Kija im Herbst mit einer neuen Ausbildung, die zukünftige "MutMacher" eigens auf die Betreuung junger Flüchtlinge vorbereiten soll.

Anmeldungen haben Erwartung übertroffen

Dabei wird etwa auf den Umgang mit traumatisierten Jugendlichen eingegangen sowie das Asylrecht behandelt. "Es ist eine große Verantwortung, sich um einen Jugendlichen zu kümmern, der ganz ohne eine Familie in Österreich ist", betont Holz-Darenstaedt.

Von den bisherigen Bewerbungen ist die Jugendanwältin überwältigt. Gerechnet hätte sie mit einer Ausbildungsgruppe von 15 Personen, bislang haben sich bereits 58 Interessenten gemeldet. "Das hat unsere Erwartungen übertroffen und zeigt, wie viele Menschen gerne helfen möchten", freut sich Holz-Darenstaedt.

Offenheit gegenüber anderen Kulturen

Voraussetzung, um als Mentor aktiv werden zu können, ist, dass sich die Paten mindestens einmal die Woche für die Jugendlichen Zeit nehmen. "Weil es um Kontinuität und einen Beziehungsaufbau geht", sagt die Jugendanwältin. Gleichzeitig sollten die Mentoren eine gewisse Offenheit gegenüber anderen Menschen und Kulturen mit sich bringen und mindestens 28 Jahre alt sein.

Was die "MutMacher" in der Folge in der gemeinsamen Zeit mit den jungen Flüchtlingen machen, ist so unterschiedlich wie jede Patenschaft. Manche verbringen einfach ihre Freizeit miteinander, gehen wandern oder kochen gemeinsam, andere unterstützen die Jugendlichen beim Deutschlernen, bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz oder begleiten sie bei Behördengängen. Treten Fragen oder Probleme auf, ist die Kija als Ansprechpartner immer im Hintergrund.

Diskriminierte Jugendliche

"Dass junge Flüchtlinge diskriminiert werden, kann ein Mentor nicht ausgleichen. Aber er kann ein heimatliches Gefühl vermitteln. Nach dem Motto: Da ist wer, dem ich nicht egal bin", sagt Holz-Darenstaedt. Minderjährige Flüchtlinge seien in Österreich Kinder zweiter Klasse: Für ihre Unterbringung zahlt die öffentliche Hand weniger als die Hälfte wie bei einheimischen Kindern. Sie haben nur beschränkt Zugang zu Bildung und Lehre und würden, so die Jugendanwältin, in den Mühlen der Bürokratie stecken.

Das Projekt gibt es seit 2007, seither wurden 150 Patenschaften vermittelt. In Wien hat die NGO Asylkoordination mit "Connecting people" ein ähnliches Projekt laufen, das bereits seit 2001 Paten mit unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen zusammenbringt. (Stefanie Ruep, DER STANDARD, 30.6.2015)