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Die Hilfsflotte "Marianne von Göteborg" wurde am Montag zum israelischen Hafen Ashdod eskortiert.

Foto: REUTERS/Amir Cohen

Ohne Waffengewalt hat die israelische Marine Montagfrüh eine propalästinensische "Freiheitsflottille" gestoppt, die die Seeblockade des Gazastreifens durchbrechen wollte. Weit vor der Küste bestiegen Soldaten die "Marianne von Göteborg", einen unter schwedischer Flagge fahrenden adaptierten kleinen Fischkutter. Unter den 18 Personen an Bord waren auch einige Journalisten, die über die Aktion berichten wollten. Am Montagabend traf das Schiff im israelischen Hafen Ashdod ein.

Wie von den Organisatoren angekündigt, gab es an Bord keinen Widerstand. Drei kleinere Schiffe der Flottille waren zuvor freiwillig umgekehrt. In Israel hieß es, man habe "von den Erfahrungen mit der Mavi Marmara gelernt". Als das große türkische Schiff im Mai 2010 von israelischen Soldaten geentert wurde, kam es zu Kämpfen, bei denen neun Türken starben.

"Politische Mission"

Die "Marianne" war vor sieben Wochen in Göteborg in See gestochen und hatte in mehreren europäischen Häfen Aktivisten eingesammelt. Insgesamt waren mit der Flottille laut Organisatoren 48 Personen aus 17 Staaten unterwegs, unter ihnen auch ein arabischer Abgeordneter des israelischen Parlaments und ein tunesischer Ex-Präsident. "Unsere Mission ist nicht nur humanitär, sondern auch politisch", hatte der kanadische Aktivist Ehab Lotayef erklärt. "Unsere Fahrt soll die Welt auf das aufmerksam machen, was in Gaza passiert."

Israelische Politiker und Militärs hingegen versicherten, dass es im Gazastreifen keinerlei humanitäre Notlage gebe, zumal das von der radikalislamischen Hamas beherrschte Gebiet täglich aus Israel mit Hunderten Lastwagenladungen beliefert werde. Auch die Hilfsgüter der Flottille könnten ohne Weiteres in den Gazastreifen transportiert werden, wenn sie zuvor in Israel kontrolliert würden.

"Anscheinend im Weg geirrt"

"Diese Flottille ist nichts als eine Demonstration der Scheinheiligkeit und der Lügen", sagte Israels Premier Benjamin Netanjahu. In einem "Willkommensbrief", der den Aktivisten überreicht worden sein soll, hieß es: "Sie haben sich anscheinend im Weg geirrt – nicht weit von hier liegt Syrien, wo Assads Armee täglich das eigene Volk abschlachtet." Mannschaft und Passagiere der "Marianne" wurden in den israelischen Hafen von Aschdod gebracht und sollen abgeschoben werden. (Ben Segenreich aus Tel Aviv, 29.6.2015)