Eigentlich müsste SPÖ-Chef Werner Faymann genau wissen, wie es geht. Oder viel wahrscheinlicher: Er weiß es ganz genau. Wie das so funktioniert mit dem Obmann-Absägen – deswegen dürfte es ihm seit Wochen auch nicht sonderlich gut gehen.

Wie immer haben auch jetzt die Altvorderen begonnen. Ihr Tenor: So geht's mit der SPÖ nicht weiter. Ständig werden Wahlen verloren, und kein Licht ist in Sicht für die Sozialdemokratie. Die Bundesländerchefs schweigen oder stellen sich verhalten bis demonstrativ vor ihren Bundesparteiobmann. Hinter den Kulissen werden aber die Sägen aus dem Keller geholt; ganz so wie vor sieben Jahren, als ein gewisser Alfred Gusenbauer von Werner Faymann abgelöst wurde. Wiens Bürgermeister Michael Häupl stand damals wie ein Fels hinter Bundesparteichef und Kanzler Gusenbauer – genauso wie er heute Werner Faymann die Mauer macht. In der Rückblende ist erhellend dokumentiert, wie schnell Mauern bröckeln können.

Es ist nur eine Frage der Zeit. Verschlechtern sich die Prognosen für Häupl weiterhin so dramatisch, wird er sich gezwungen sehen zu handeln. Kurz vor der letzten Wien-Wahl war ihm ja die Idee einer Volksbefragung über die Wehrpflicht eingefallen, was ihm Punkte einbrachte; diesmal könnten drei bis fünf Prozent drin sein, wenn ein anderes Gesicht von der Parteispitze lacht. Es wird ihm wieder etwas einfallen, dem mächtigsten Mann in der SPÖ. (Walter Müller, 29.6.2015)