Während im ostukrainischen Donbass-Gebiet erneut die Gewalt über die Diplomatie siegt, brauen sich auch über der von Moldau abtrünnigen Region Transnistrien dunkle Wolken zusammen. Die Spannungen um die prorussische, an der Südflanke der Ukraine gelegene Region haben deutlich zugenommen. Die Rhetorik nicht nur in Chisinau und Tiraspol, sondern auch in Kiew und Moskau wurde deutlich aggressiver.

Kriegstreiber beider Seiten sehen in Transnistrien die Chance, der Gegenpartei eine empfindliche Niederlage zuzufügen. Kiew setzt mit seiner Blockade darauf, Moskau durch erhöhten Ressourceneinsatz zur Unterstützung seines kleinen Militärkontingents in Transnistrien zu schwächen oder Moskau gar zu einem demütigenden Rückzug zu zwingen. In Moskau ist der Traum von einer Ausbreitung der "russischen Welt" bis an den Dnister in revanchistischen Kreisen weiterhin durchaus lebendig.

Der Preis dieser Planspiele ist hoch: Im Donbass haben Panzer und Artillerie das Leben tausender Menschen vernichtet. Wer eine neue Lunte in einem nahegelegenen Krisenherd zündet, nimmt nicht nur weitere unschuldige Zivilisten in Geiselhaft, sondern droht auch einen Flächenbrand in ganz Europa auszulösen. Die EU kann daran kein Interesse haben. Deeskalation und Diplomatie sind gefragt – vor Ausbruch eines möglichen bewaffneten Konflikts. Ein Feuer zu verhindern ist leichter, als es zu löschen. (André Ballin, 29.6.2015)