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Teamchef Koller hält nichts von voreiliger Euphorie, er rät dazu, auf dem Boden zu bleiben.

Foto: APA/BARBARA GINDL

Mondsee – Österreichs Fußball-Nationalteam hat das Ticket für die EM-Endrunde in Frankreich 2016 so gut wie sicher. Teamchef Marcel Koller wollte aber auch am ÖFB-Verbandstag im Schloss Mondsee nichts davon wissen. "Der Weg stimmt, es sieht gut aus, aber wir haben noch nichts erreicht", sagte der Schweizer im Rahmen einer Talkrunde mit Trainerkollegen am Samstag.

Abheben nicht angesagt

Er habe seit dem Beginn seiner Amtszeit darauf Wert gelegt, den Ball stets flach zu halten. Dieser Weg war bisher auch von Erfolg gekrönt, was fünf Siege und ein Remis in der laufenden Qualifikation deutlich belegen. "Bei den Fans ist Euphorie da. Wir werden jetzt aber nicht von der Endrunde sprechen und unseren Weg weitergehen. Es bringt nichts, jetzt überheblich zu sein", erklärte Koller.

Bevor man sich feiern lasse, sei es wichtig, über die Ziellinie zu gehen. "Dann kannst du den Erfolg auch genießen", meinte der ÖFB-Teamchef. Der 1:0-Sieg in Russland von vor fast zwei Wochen ist mittlerweile aufgearbeitet. "Wir haben das Russlandspiel gut gestalten können, das macht alles viel einfacher, den Urlaub schöner, die Stimmung besser", weiß Koller.

Urlaub in der Schweiz

Eine Woche ist der Schweizer noch in Österreich, dann geht es in den wohlverdienten Urlaub in die Schweiz. "Es ist wichtig, sich wieder zu regenerieren, den Kopf freizubekommen", so Koller, der seine Akkus für das Finish der Qualifikation im Herbst aufladen will.

Da stehen noch die Partien gegen Moldau (5. September/Wien), Schweden (8. September/Solna), Montenegro (9. Oktober/Podgorica) und Liechtenstein (12. Oktober/Wien) auf dem Programm. Österreich geht mit vier Punkten Vorsprung auf Schweden und einem Acht-Punkte-Polster auf Russland in die verbleibenden vier Partien, die Top Zwei haben einen EM-Fixplatz in der Tasche.

Wieder mit dabei ist da ÖFB-Starspieler David Alaba, der rechtzeitig zum Vorbereitungsstart seines Clubs Bayern München wieder voll fit ist. "Wir haben zweimal gegen Russland gezeigt, dass wir wichtige Spieler ersetzen können. Ich bin aber froh, wenn wieder alle gesund sind, wir daher aus dem Vollen schöpfen können", freut sich Koller auf die Qual der Wahl.

"Basel ist eine Top-Adresse in Europa"

Positiv ist für ihn, dass mit Marc Janko der Goldtorschütze vom Russland-Spiel schnell eine neue Aufgabe gefunden hat. Am Donnerstag wurde ja sein Wechsel zum Schweizer Meister FC Basel offiziell. "Ich freue mich, dass Marc so schnell wieder einen Verein gefunden hat. Basel ist eine Top-Adresse in Europa", sagte Koller.

Dem Ex-Sydney-Stürmer traut er in seiner Heimat eine entscheidende Rolle zu. "Wenn er bei einer spielstarken Equipe wie dem FC Basel im Sechzehnmeterraum in der Mitte bedient oder über außen mit Vorlagen gefüttert wird, dann wird er sich zu einem zuverlässigen Torschützen entwickeln. Ein Marc Janko auf Hochtouren wird dem FC Basel und seinen Fans sehr viel Freude bereiten", ist sich Koller sicher.

Vorteile hat der Wechsel in die Schweiz auch für das Nationalteam, werden doch die Reisestrapazen vor Teamzusammenkünften nun deutlich geringer. "Natürlich ist es ein Vorteil, wenn ein Spieler nicht mehr einen 20-stündigen Weg zum Trainingslager des Nationalteams zurücklegen muss", meinte Koller.

Der 54-Jährige setzt aber nicht nur auf seine Spieler, sondern auch auf die weiterhin tatkräftige Unterstützung der Fans. "Wichtig ist, dass das Team anfassbar ist. Wir müssen eine Einheit mit den Fans werden", so Koller. Gemeinsam soll der Erfolgslauf dann prolongiert werden.

Unerwartete Tabellenführer

Österreich ist momentan übrigens nicht der einzige überraschende Gruppen-Leader in der Qualifikation. Auch in den Pools A (Island), B (Wales), C (Slowakei) und D (Polen) stehen etwa Teams an der Spitze, die man nicht wirklich auf Rang eins erwartet hatte. "Ich glaube schon, dass das auch noch mit der WM zu tun hat", sagte Koller. Zudem hätten sich die sogenannten Kleinen auch weiterentwickelt. (APA, 27.6.2015)