Rückstände des umstrittenen Pflanzengifts Glyphosat sind bei einem Test im Auftrag der deutschen Grünen in Muttermilch nachgewiesen worden. In einer stichprobenartigen Untersuchung von 16 Muttermilch-Proben fanden sich in allen Rückstände des Unkrautvernichtungsmittels, wie die Grünen in Berlin mitteilten. Die Konzentration lag dabei über der für Trinkwasser zugelassenen Höchstgrenze – teils sogar erheblich.

Nach Angaben der Partei wurden die Proben von Müttern im Alter zwischen 30 und 39 Jahren entnommen, die alle keine Anwenderinnen von Glyphosat – beispielsweise Landwirtinnen – sind. Die Stichprobe erfolgte in ganz Deutschland von Mitte Mai bis Ende Juni. Auch im Urin der 16 Frauen fanden die Forscher hohe Rückstände des Pflanzengiftes.

Weit verbreitet

Harald Ebner, Sprecher für Gentechnik- und Bioökonomiepolitik der Grünen im Bundestag, forderte die Bundesregierung auf, die Zulassung von Glyphosat auszusetzen, bis "die Gesundheitsrisiken dieses Gifts klar geklärt" seien.

Glyphosat ist weltweit einer der am meisten eingesetzten Wirkstoffe in Unkrautvernichtungsmitteln und das am weitesten verbreitete Pflanzengift. Es blockiert ein Enzym, das für die Proteinsynthese in Pflanzen zuständig ist. Es tötet jede Pflanze, die nicht gentechnisch so verändert wurde, dass sie den Einsatz des Herbizids überlebt. In Deutschland kommt das Mittel Schätzungen zufolge auf 30 bis 40 Prozent der Ackerflächen zur Anwendung.

Das Pflanzenschutzmittel ist seit vielen Jahren umstritten. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stufte es im März als "wahrscheinlich krebserregend" ein. Hingegen hatte das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) Anfang 2014 erklärt, Glyphosat sei weder krebserzeugend noch schädlich für die Fortpflanzung oder das Kind im Mutterleib. (APA, 26.6.2015)