Jesus gibt Feuer: "Don Camillo und Peppone" in Stockerau.

Foto: Hannes Ehn

Stockerau – Den undankbarsten Job hat wieder einmal Jesus Christus. Leicht bekleidet hängt er im kühlen Wind am Kreuz vor dem höchsten Kirchturm Niederösterreichs. Der steht in Stockerau, wo bei den diesjährigen Festspielen die Komödie Don Camillo und Peppone zu sehen ist.

Wenige Minuten vor der Premiere hat es noch geregnet. Erzähler Carlo Fernando setzt das Publikum aber sofort in ein wärmeres Bild: Wir befinden uns – so Karl Ferdinand Kratzl in einer Melange aus italienischem und Wiener Dialekt – im postfaschistischen Italien. Und dort, genauer im lustig bunten Boscaccio (Bühne: Linus Riepler), geht es hitzig zu.

Klischees zum Lachen

Der behäbige Peppone (Christoph F. Krutzler), kommunistischer Bürgermeister der Stadt, liegt im Dauerclinch mit dem konservativen Priester Don Camillo, energisch verkörpert von Horst Heiss. Jesus (Christian Strasser) ist das im Hintergrund hängende Gewissen des Kirchenmanns und führt stets die Versöhnung herbei.

Sein windiger Platz am Kreuz über der Bühne ist bezeichnend für die Geschichten von Giovannino Guareschi: Während sich die Plappermäuler in den Vordergrund drängeln, hält sich der wissende Dulder im Hintergrund und blättert in der Heiligen Schrift.

Den Büchern des italienischen Autors, die seit den 50er-Jahren mehrmals verfilmt worden sind, eignet sowohl komödiantisches wie gesellschaftskritisches Potenzial. Zeno Staneks Inszenierung der von Gerold Theobalt besorgten Bühnenfassung schöpft jedoch beides zu wenig aus.

Zum Lachen reizen meist solche Scherze, die althergebrachte Klischees repetieren: Etwa wenn die streikenden Kommunisten als eine Horde dummer Nachplärrer erscheinen. Das Motiv des unaufgeklärten Bauern, der die eigene Misere nicht zu versprachlichen versteht, geht da in einer halblustigen Darstellung unter.

Szenenapplaus gibt es auch erst nach dem Pausenbier: Jesus steigt vom Kreuz, um mit den versöhnten Streithähnen einen Zigarillo zu paffen; Haushälterin Desolina (Gisela Salcher) wackelt mit ihrem dicken Hintern vor dem verdutzten Priester; und die unverheiratet schwangere Gina (Claudia Waldherr) will sich das Leben nehmen, indem sie in den Po geht.

Das ist leichte Kost, für die es wärmere Abende braucht. (Franz Schörkhuber, 25.6.2015)