Zwei Wissenschafter kriegen sich in die Haare – oder versuchen es zumindest.

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Alles fließt, die Nerven liegen blank, alles im Wandel an diesem Mittwoch, "panta rhei", wie Heraklit erkannte – einst, als sein Land noch keine Schulden bei den Institutionen hatte. Alles also unklar, stündlich Neues; nur Cornelia Primosch weiß in der ZiB 2, in Brüssel würde nicht verhandelt. Es ginge darum, "Knochen zu brechen! Tsipras wird sein letztes Hemd hergeben müssen!"

Während in Brüssel dies – oder das Gegenteil – geschieht, geraten bei Anne Will indes zwei aneinander, lassen erahnen, wie es in Brüssel etwa zwischen Spielökonom Varoufakis und Finanzminister Schäuble zugehen könnte: Ifo-Ökonom Hans-Werner Sinn, der Grexit-Vorzüge sieht, und Gesine Schwan, Politikforscherin mit Empathie für die Griechen.

Sinn schwärmt, 70 Länder hätten nach dem Zweiten Weltkrieg die Segnungen von Konkurs und Abwertung erfahren. Nach ein, zwei bedauerlichen Hungerjahren, so die Forschungen, wäre der Aufschwung gekommen! Schwan erkannte darin jedoch nur "die Tücken der Wissenschaft"; mit lachendem Kopfschütteln kränkte sie den Ökonomen, der zürnte: "So eine Hochnäsigkeit gegenüber der Wissenschaft – unglaublich! Ist doch nicht Ihr Metier! Warum äußern Sie sich? Sie sind Politologin!", raste Sinn, während ihm Schwan lachend vorwarf, die Bevölkerung "mal da, mal dorthin umtopfen" zu wollen.

Sinn belehrte flehend, "nur Abwertung" brächte "Wachstum", worauf Will zur Beruhigung leider nach Brüssel zu Herrn Krause weitergab. Der schätzt den Grexit ebenso. Nach selbigem würden die Griechen wieder eigene Tomaten essen und nicht mehr holländische importieren. Und bei Will lagen wieder einige Nerven blank, wohl wie in Brüssel. (Ljubiša Tošić, 25.6.2015)