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Petr Pavel (Foto) löste als Chef des Nato-Militärkomitees den Dänen Knud Bartels ab.

Foto: AP / Petr David Josek

Dass Petr Pavel eine militärische Karriere einschlagen würde, zeichnete sich bereits in seinen Jugendtagen ab. Dass ihn diese Karriere einmal bis in die Chefetage der Nato führen wird, war damals jedoch überaus unwahrscheinlich: Am Freitag trat der 53-jährige Tscheche sein neues Amt als Chef des Nato-Militärkomitees an – und ist damit der erste Vertreter eines ehemaligen Warschauer-Pakt-Staates in dieser Funktion.

Das Komitee, dem Pavel nun für mindestens drei Jahre vorstehen soll, ist das höchste militärische Organ der Nato. Armeeeinsätze werden dort geplant und gegebenenfalls autorisiert. Das Gremium, in dem hochrangige Generäle der Mitgliedsstaaten vertreten sind, hat somit eine Schlüsselbedeutung bei der Bewertung militärischer Kapazitäten der einzelnen Länder sowie bei der Koordination langfristiger Strategien, Übungen und eventueller Kampfeinsätze.

Nummer zwei in der Nato

Petr Pavel, als oberster Nato-Militär ab sofort Nummer zwei hinter Generalsekretär Jens Stoltenberg, wurde 1961 in der Nähe der westböhmischen Kurstadt Mariánské Lázně (Marienbad) geboren. Er besuchte das Militärgymnasium im mährischen Opava (Troppau), danach absolvierte er Militärhochschulen in Vyškov und Brünn, eine Offiziersausbildung im britischen Camberley und einen Kurs über internationale Beziehungen am Londoner King's College. Seine Karriere in der tschechoslowakischen – und später tschechischen – Armee begann 1991 bei einer Fallschirmjägertruppe. Nato-Expertise sammelte Pavel im Hauptkommando des Bündnisses im niederländischen Brunssum. 2012 wurde er Chef des tschechischen Generalstabs.

Hohe militärische Auszeichnungen erhielt der zweifache Familienvater von Frankreich: Anfang der 1990er Jahre hatte er während der Jugoslawienkriege als Mitglied der UN-Schutztruppe in Kroatien eine Gruppe französischer Soldaten gerettet, die zwischen die Fronten geraten waren.

Unterstützung aus Tschechien

Viele seiner tschechischen Landsleute sind mächtig stolz auf "ihren" General. Mittlerweile gibt es sogar eine Facebook-Gruppe, die sich Petr Pavel als nächsten Präsidenten wünscht – vielleicht auch deshalb, weil der stets nüchtern auftretende General sich kontrastreich vom bisweilen irrlichternden Amtsinhaber Miloš Zeman abhebt. Dass aber ein Armeegeneral ohne parteipolitische Karriere im Tornister Präsident werden kann, das ist in Tschechien dann doch – überaus unwahrscheinlich. (Gerald Schubert, 28.6.2015)