Die französischen Taxifahrer waren am Donnerstag in den Streik getreten, um gegen die "wilde Konkurrenz" des amerikanischen Internetdienstes Uber zu protestieren. Ab sechs Uhr in der Früh blockierten 3000 Fahrer mehrere Provinzstädte, die Pariser Flughäfen sowie die der Ringautobahn um die Hauptstadt. Bei der Porte Maillot legten wütende Chauffeure Feuer an Reifen und Holzstellen; andernorts blockierten sie mit ihren Wagen ganz einfach die Fahrbahn, was zu Monsterstaus führte.

Rabiate Taxibesitzer vergriffen sich auch an Fahrzeugen des Uber-Dienstes. Mehrere Beteiligten wurden verletzt. In Südfrankreich liegt ein Uber-Kunde mit schweren Gesichtsverletzungen im Krankenhaus, nachdem er angeblich von Taxifahrern niedergeschlagen worden war.

Hollande fordert Verbot

Präsident Francois Hollande hat sich am Rande des EU-Gipfels in Brüssel für für ein Verbot des umstrittenen Fahrdienstanbieters ausgesprochen. "UberPop sollte aufgelöst und für illegal erklärt werden", sagte Hollande Freitagfrüh. Zugleich verurteilte er die Ausschreitungen als "in einer Demokratie nicht zu akzeptierende Gewalt".

Die Polizei schritt in Paris kaum ein. Das führte in den Sozialen Medien zu sarkastischen Kommentaren von Ausländern, die neben den stehenden Autokolonnen mit ihren Rollkoffern teils kilometerweit zum Flughafen Roissy-Charles de Gaulle hasten mussten, um ihren Flug zu erwischen.

Courtney Love mitten drin

Hautnah erlebte die amerikanische Sängerin und Schauspielerin Courtney Love den Streiktag mit: Sie saß in einem Wagen, der mitten in die Wirren geriet. "Sie haben unser Auto in einen Hinterhalt gelockt und den Fahrer als Geisel genommen. Sie schlagen mit Metallstangen auf den Wagen ein. Ist das Frankreich? Ich bin sicherer in Bagdad!"

Dann appellierte die Witwe des Nirwana-Sängers Kurt Cobain an den französischen Präsidenten: "François Hollande, wo ist die verdammte Polizei? Ist es zulässig für Ihre Landsleute, Besucher anzugreifen?" Zum Schluss teilte Love mit, sie habe ein paar Motorradfahrer bezahlt, die sie aus der misslichen Lage zu befreien. Sie seien allerdings von einem Mob von Taxifahrern gejagt und mit Steinen beworfen worden. Um zu stauen: "Wir fuhren an zwei Polizisten vorbei, die nichts unternahmen."

Die französische Polizei hält sich in der Tat zurück, um nicht zusätzlich Öl ins Feuer zun giessen. Die Taxifahrer suchen die Stimmung seit Tagen anzuheizen, um ihren Forderungen Nachdruck zu verschaffen. Sie haben für ihre Lizenz teilweise über 100 000 Euro bezahlt und wollen verhindern, dass Uber seine Chauffeure ohne Prüfung und Fahrzeuge ohne Kennzeichnung beschäftigt. Nach einem ersten richterlichen Verbot hat das amerikanische Unternehmen in Frankreich einen Ersatzdienst namens Uber-Pop lanciert, der wie Mietwagen registriert ist.

Der Uber-Konflikt wird in Frankreich langsam zu einem Glaubenskrieg zwischen Gewerbefreiheit und reglementiertem Verkehr. Nach den Gewaltexzessen twitterten liberale Politiker am Donnerstag erbost, sie würden "nie wieder" einen Taxi benützen. Der sozialistische Innenminister Bernard Cazeneuve erklärte hingegen, er befürworte ein Verbot von Uber-Pop. Das genügte den Taxi-Fahrern aber nicht: Sie verlangen, dass die Regierung die Uber-App auf den Smartphones technisch blockiert.

In der Nacht auf Freitag haben die französischen Taxifahrer ihre Proteste weitgehend beendet. (Stefan Brändle, 26.6.2015)

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