Severin Zotter siegt mit Mehrwert im Race Across America.

Foto: severinzotter.at

Zotter irgendwo auf der 4837,5 Kilometer langen Strecke.

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"Irgendetwas zwischen anstrengend und wunderschön" sind für Severin Zotter Radtouren wie das legendäre Race Across America (RAAM), dessen 34. Auflage am Donnerstag in Annapolis entschieden wurde – zugunsten des Rookies Severin Zotter. Der 33-Jährige hat also bei seinem ersten Versuch die 4837,5 Kilometer zwischen Oceanside an der kalifornischen Pazifikküste und der am Atlantik gelegenen Hauptstadt Marylands binnen acht Tagen, acht Stunden und 17 Minuten zurückgelegt.

Vor Zotter haben schon andere Österreicher dieses Rennen gegen das Gelände, die Witterung, die Konkurrenz, vor allem aber gegen sich selbst erfolgreich einer Erledigung zugeführt. Doch den aus einer Architektenfamilie stammenden Grazer trieb nicht nur die Suche nach Leistungsgrenzen oder schlicht nach Ruhm mit einem Stundenmittel von 24,14 km/h über die mehr als 50.000 Höhenmeter der Strecke, die durch Wüsten, aber auch durch die Rocky Mountains führt.

Denn Zotter ist, wie er sagt, ein Mensch mit "sozialen Anliegen", etwa "gleiche Chancen für alle". Den diesbezüglichen Sinn schärfte er als Zivildiener im Behindertenbereich. Zotter besuchte die Fachhochschule Joanneum und schloss dort den Studiengang Sozialarbeit/Sozialmanagement 2006 ab. Diplomarbeit: "Zum Selbstverständnis revoltierender Jugendsubkulturen in Graz". Seit 2009 arbeitet er bei der Caritas in Graz als Streetworker im Drogenbereich. Er will nicht "alle Menschen retten", aber zur Schadensminimierung und Überlebenssicherung beitragen. Zotter bietet etwa saubere Spritzen an und gibt Abhängigkeitserkrankten Zuwendung, damit sie "nicht allein und zurückgezogen sterben".

Die Idee, dem Abenteuer RAAM und seiner dadurch erzielten medialen Präsenz einen zusätzlichen Sinn zu geben, entwickelte der ehemalige Fahrradbote, der seit 13 Jahren Extremradrennen bestreitet und schon 2005 beim RAAM als Betreuer wirkte, gemeinsam mit einer Kollegin der Auslandshilfe der Caritas Steiermark. Er sammelte radelnd Spenden für im Libanon gelandete syrische Flüchtlingskinder – 25.000 Euro sind das Ziel, mehr als 15.000 sind schon zusammengekommen. Es haben sich einige Großsponsoren, vor allem aber viele kleine Spender gefunden. Die von Zotters großer Community getragene Aktion wird fortgeführt. Schließlich ist Zotter im karitativen Sinn noch nicht in Annapolis. (Sigi Lützow, 26.6.2015)