Bild nicht mehr verfügbar.

Das Palais Coburg in Wien ist derzeit Schauplatz der Atomverhandlungen mit dem Iran.

APA/Georg Hochmuth

"Willkommen in Wien!", twitterte Außenministeriumssprecher Martin Weiss, nachdem klargeworden war, dass die finalen Atomverhandlungen mit dem Iran doch in der österreichischen Hauptstadt stattfinden werden. Zuvor hatte der Iran noch angekündigt, den Abschluss der Gespräche lieber in New York stattfinden lassen zu wollen – auch wegen der Anschuldigungen, der Tagungsort Palais Coburg sei Ziel von Abhörattacken geworden.

"Diese Vorwürfe gibt es letztlich immer und überall", sagt Weiss im Gespräch mit dem STANDARD. Man stehe aber mit allen Verhandlungsparteien in engem Kontakt und habe versichert, dass "alles getan wird, was getan werden kann, um den Gesprächen einen sicheren Rahmen zu geben". Von Diplomaten hieß es außerdem, dass es wohl ein zu großer Aufwand gewesen wäre, die Gespräche in eine andere Stadt zu verlegen. In Wien habe sich "alles schon gut eingespielt", ist Weiss überzeugt.

"Ort der Vermittlungen"

Der Ausgang der Verhandlungen ist zwar weiterhin offen, aber die Gespräche "waren insgesamt für den Ruf von Wien gut", ist Georg Lennkh, Experte für internationale Beziehungen, überzeugt. Jedoch müsse Wien als "Ort der Vermittlungen" präsenter sein und mehr Geld investieren. Der generelle Spardruck führe aber dazu, dass die "österreichische Außenpolitik derzeit ausgehungert wird", erklärt der ehemalige Berater Bruno Kreiskys. Das zeigten auch die kürzlich bekannt gewordenen Botschaftsschließungen im Baltikum, die laut Lennkh "weit über das Ziel hinausschießen".

Die Tradition Wiens als diplomatischer Verhandlungsort lässt sich auf die Neuordnung Europas beim Wiener Kongress vor 200 Jahren zurückdatieren. Insbesondere in der Zeit des Kalten Krieges erwarb sich Wien aber den Ruf einer internationalen Stadt, als Dreh- und Angelpunkt zwischen Ost und West. Die neutrale Positionierung zwischen den beiden Blöcken gehörte unter Kreisky und auch bereits zuvor zur "erklärten Politik Österreichs", sagt Lennkh.

Mit dem Bau der Uno-City in den 1970er-Jahren kamen mehrere Organisationen nach Wien, darunter auch die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA). Außerdem haben die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) und die Organisation erdölexportierender Länder (Opec) hier ihren Sitz. Wien ist außerdem einer der beliebtesten Kongressstandorte: Mit 202 internationalen Kongressen im Jahr 2014 lag Wien nach Paris auf Platz zwei des Städterankings der International Congress & Convention Association.

Menschenrechtsweltkonferenz 1993

Im Juni 1993 fand die zweite Weltkonferenz über Menschenrechte in Wien statt, an der mehr als 10.000 Vertreterinnen und Vertreter von Regierungen, Uno und der weltweiten Zivilgesellschaft teilnahmen. Unter anderem durch die Schaffung des UN-Büros des Hochkommissars für Menschenrechte trug die Konferenz entscheidend zur Etablierung eines neuen globalen Menschenrechtssystems bei.

Seither blieb es aber weitgehend ruhig im Zusammenhang mit dem Abschluss wesentlicher und substanzieller Verträge in der Hauptstadt Österreichs. Mit dem möglichen positiven Abschluss der Atomverhandlungen zwischen dem Iran und den fünf UN-Vetomächten sowie Deutschland könnte sich das aber wieder ändern. (Noura Maan, 2.7.2015)