Boston (Massachusetts) – Der zum Tode verurteilte Attentäter vom Bostoner Marathonlauf, Dschochar Zarnajew, hat in seiner ersten öffentlichen Wortmeldung Reue gezeigt. "Ich möchte mich jetzt bei den Opfern und bei den Überlebenden entschuldigen", sagte Zarnajew bei der offiziellen Verkündung seines Strafmaßes am Mittwoch in der US-Ostküstenstadt.

"Ich bereue die Leben, die ich genommen habe, und das Leid und den Schaden, den ich angerichtet habe", sagte der 21-Jährige weiter. Anschließend besiegelte Bundesrichter George O'Toole das vergangenen Monat von einer Geschworenenjury verhängte Todesurteil gegen den 21-Jährigen. "Wann auch immer Ihr Name fällt, wird man sich an das Böse erinnern, das Sie getan haben", sagte er. "Sie haben unschuldige Menschen ermordet und verstümmelt, und Sie haben das absichtlich getan."

"Ich bin schuldig"

Zarnajew brach sein Schweigen, nachdem mehrere Überlebende und Angehörige von Opfern bei der Anhörung am Mittwoch das Wort ergriffen hatten. "Die Entscheidungen, die du getroffen hast, sind verachtenswert", sagte etwa Patricia Campbell, deren Tochter bei der Attacke am 15. April 2013 getötet worden war, dem Attentäter. "Ich bin schuldig", sagte Zarnajew zum Abschluss seines Prozesses. "Daran gibt es keinen Zweifel." Der junge Mann bat Gott um Vergebung. "Ich bete zu Allah, dass er Erbarmen mit den Verstorbenen hat. Ich bitte Allah, mit mir, meinem Bruder und meiner Familie Erbarmen zu haben."

Die Geschworenen hatten Dschochar Zarnajew für schuldig befunden, gemeinsam mit seinem später getöteten Bruder Tamerlan im Zielbereich des Boston-Marathons zwei selbstgebaute Sprengsätze zur Explosion gebracht zu haben. Drei Menschen wurden bei dem schwersten Terroranschlag in den USA seit dem 11. September 2001 getötet, mehrere der 264 Verletzten verloren Arme oder Beine. Auf der Flucht erschoss das Bruderpaar einen Polizisten und entführte einen Autofahrer. Tamerlan wurde bei einer Verfolgungsjagd mit der Polizei getötet, Dschochar vier Tage nach dem Anschlag festgenommen.

Die Zarnajew-Brüder stammen aus einer tschetschenischen Familie und waren als Kinder mit ihren Eltern in die Vereinigten Staaten eingewandert. Dzhokhar Tsarnaev ist seit 2012 US-Staatsbürger und studierte an der University of Massachusetts in Dartmouth Meeresbiologie. Sein älterer Bruder Tamerlan hatte sich dem radikalen Islam zugewandt und soll bei einem Aufenthalt im Kaukasus Anfang 2012 Kontakt zu extremistischen Gruppen gehabt haben. Die Verteidigung hatte argumentiert, dass Dschochar unter dem Einfluss seines Bruders gehandelt habe, konnte damit das Todesurteil aber nicht abwenden.

Der Bundesstaat Massachusetts, in dem Boston liegt, hat die Todesstrafe eigentlich abgeschafft. Der Fall wurde aber nach Bundesrecht verhandelt. Zarnajew steht eine Reihe von Rechtsmitteln zur Verfügung, um gegen das Urteil vorzugehen. Die Vollstreckung der Todesstrafe ist auf Bundesebene äußerst selten. Seit der Rückkehr zur Todesstrafe auf Bundesebene Ende der 80er Jahre wurden nur drei Häftlinge hingerichtet. Darunter war Timothy McVeigh, der im April 1995 bei einem Anschlag in Oklahoma City mehr als 160 Menschen tötete. (APA, 24.6.2015)