Raqqa – Nach Einschätzung von Menschenrechtlern sind mehrere tausend Kurden in der nordsyrischen Stadt Raqqa in Lebensgefahr. Wie die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) laut Kathpress unter Berufung auf kurdische Aktivisten berichtete, hat die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) alle Kurden unter Todesdrohung aufgefordert, die Stadt in Richtung Wüste zu verlassen.

Flugblätter mit der Drohung seien verteilt worden, zudem sei sie in Moscheen verlesen worden, hieß es. Wie viele Kurden noch in der Stadt leben, ist unbekannt. Es dürften noch mehrere tausend sein. Die Extremisten werfen den Kurden demnach vor, "aktiv mit den Kreuzfahrern, den westlichen Staaten" zu kooperieren. Raqqa gilt als "Hauptstadt" des selbsternannten IS-Kalifats in Syrien und dem Irak.

3,1 Millionen Vertriebene

Die kurdische YPG-Miliz und ihre arabischen Verbündeten stehen laut Menschenrechtlern etwa 50 Kilometer nördlich vor Raqqa. Medienberichten zufolge hatten die Kurden zu Wochenbeginn zwei Militärposten und mehrere Dörfer nahe der Stadt zurückerobert; Raqqa selbst ist weiter in der Hand des IS.

Nach jüngsten Zahlen der Internationalen Migrationsorganisation (IOM) in Genf wurden seit Jänner 2014 rund 3,1 Millionen Iraker aus ihrer Heimat vertrieben. Demnach sind fast 515.000 Familien betroffen. Allein 276.000 flohen vor dem IS-Angriff auf die westirakische Stadt Ramadi zwischen Anfang April und Mitte Juni dieses Jahres.

Praktisch die Hälfte der Vertriebenen stammt aus Provinzen, in denen der IS Geländegewinne erzielte: 1,16 Millionen verließen ihre Heimat in Anbar, 1,05 Millionen in Ninive, 453.000 in Salah ad-Din nördlich von Bagdad. Zwei von drei Geflohenen kamen laut der UN-Organisation in einer Mietwohnung, bei Gastfamilien oder in Hotels unter. Weitere 638.000 bezogen Quartier in Rohbauten oder verlassenen Häusern, religiösen Gebäuden, Behelfsbauten und Schulen. (APA, 24.6.2015)