US-Dröhnland-Gitarrist Stephen O'Malley (SunnO)))) tritt am Freitag in der Wiener Grellen Forelle solo auf.

Foto: Editions Mego

Wien – Die meisten Menschen verbinden mit dem Begriff Urklang walleweißhaarige, zufrieden den Kosmos angrinsende Menschen vor indischen Sonnenuntergängen. Und ewig eiert die Sitar. Drie-äääähhh-jööönggg. Ta-ta-diddel-ta-ta-karööönggg. Gekleidet sind die Urklang-Lovers in vegetarisches Leinen. Aber nur, wenn man in die Stadt zum Marlboro-Holen muss (alte Sünde, verhaftet mich!). Ansonsten ist das Leben nackt-nackt-nackt und supsi frei-frei-sorgenfrei. Nichts passiert, außer dass der Tag lang ist.

Wenn am Ende dieses oder eines anderen Tages dann schon wieder ein Sonnenuntergang kommen sollte, hat man eine weitere Wachphase als kurze Lichtspiegelung im Auge jenes Mannes geschafft, der in der kosmischen Abteilung für Erde, Esoterik und anderen Schas für die Fachgruppe Zeit nicht gleich Unendlichkeit sowie damit einhergehende Freizeitgestaltung verantwortlich zeichnet. Laut unverbindlichem Plan der Reiseleitung steht jetzt noch ein wenig Tantra-Sex mit der Gabi aus Deutsch-Wagram auf dem Programm, aber das ist es dann. Büseln!

Urklang kann aber auch anders definiert werden. Es geht um die schreckliche, dem menschlichen Verstand kaum vorstellbare, widerwärtige, schlatzige und vor Miese-Laune-Säure und Restalk triefende, tentakelbewehrte Kreatur Cthulhu und deren nach Untergang der Titanic, Schlacht von Austerlitz oder Godzilla bei der Morgentoilette klingende Geräusche.

Der Cthulhu kam vor hundert Millionen Jahren über die Welt und haute damals derart laut auf die über die tektonischen Erdplatten verstreute Kacke, dass sich draußen im Weltall jemand Zuständiger beim Tantra-Sex gestörte fühlte. Er verbannte den Ungustl deshalb irgendwo im Pazifik in die mit Google Earth nicht zu findende Unterwasser-Erlebnisloswelt R'lyeh. Aus jetzt. Ich will nichts mehr hören!

Die Ursuppe schwappt

Aus R'lyeh wird der Cthulhu übrigens laut Urteil eines intergalaktischen Schöffengerichts bestehend aus Wesen, die im Universum aufgrund ihrer Verdauungsprobleme dafür verantwortlich zeichnen, dass es einem speziell ihretwegen dauernd bedrohlich im Ohr brummt, einst nur unter einer Bedingung wiederauferstehen dürfen: Black Sabbath müssen in Originalbesetzung beim Novarock-Festival in Nickelsdorf auftreten – und das möglichst bald. Speziell Leute, die nicht in den Büchern H. P. Lovecrafts vorkommen, haben da ein zeitlich-biologisches Problem.

Womit wir bei Stephen O'Malley angelangt wären. Privat nämlich ist der in Paris lebende US-Gitarrist ein lieber, netter Mensch, mit dem man sich gut über französisches Tanztheater, Postmodernismus, vegetarische Ernährung, Schuberts Streichquartette und sehr wahrscheinlich auch Tantra-Sex unterhalten kann.

Der Mann aus Seattle ist allerdings künstlerisch gesehen selbstverständlich dem Cthulhu verpflichtet. Für ihn haut er seit Jahr und Tag, Album über Album und Tour auf Tour zeitlupenartige, schwer dröhnende, Erdplatten verschiebende und ein mulmiges Gefühl im Magen machende Akkorde auf seiner tiefer, Richtung südlich des Himmels gestimmten Gitarre heraus. Die wie ein Einser zwischen Zeit und Raum stehenden, von keiner Pausenglocke bedrohten Akkorde sind derart laut und bedrohlich, dass die Ursuppe über den Rand der Erdscheibe schwappt und der Cthulhu deshalb schon mehrmals hat anfragen lassen, ob Black Sabbath endlich wieder Schlagzeuger Bill Ward eingestellt haben.

Urklangforscher Stephen O'Malley, bekannt von Bands wie SunnO))), KTL oder Khanate, tritt am Freitag, 26. 6., in der Wiener Grellen Forelle im Rahmen von "(20) Editions Mego Day" solo auf. Mit dabei auch Bruce Gilbert und Rehberg & Frank. Achtung: 19.00! (Christian Schachinger, 25.6.2015)