Spanien ist künftig Dreh- und Angelpunkt, wenn es um die US-Strategie in Afrika geht. Der stellvertretende US-Außenminister Tony Blinken und sein spanischer Kollege Ignacio Ibáñez unterzeichneten ein bilaterales Abkommen, in dem der Luftwaffenstützpunkt Morón de la Frontera, rund 50 Kilometer von der südspanischen Stadt Sevilla entfernt, für unbestimmte Zeit der US-Airforce überlassen wird. Bisher wurde die US-Präsenz von Madrid jährlich verlängert.

Die US-Airforce wird in Morón eine Schnelle Eingreiftruppe stationieren, die US-Interessen in Afrika schützen soll. Die 800 Soldaten werden auf 2200 aufgestockt. Ihnen stehen 26 Flugzeuge statt bisher 17 zur Verfügung. Bis zu 3000 Mann und 44 Flugzeuge können stationiert werden.

Morón und die nahegelegene Marinebasis Rota sind die letzten beiden der ursprünglich vier US-Basen auf spanischem Boden, die Diktator Franco 1953 den Amerikanern überließ. Aus Zaragoza und Torrejón bei Madrid zogen sich die US-Streitkräfte nach Ende des Kalten Krieges zurück.

Der Luftwaffenstützpunkt in Morón untersteht dem Kommando für Afrika Africom in Stuttgart. Zusammen mit dem Stützpunkt in Sigonella auf Sizilien organisieren die USA von hier die Einsätze in Afrika. Es geht dabei vor allem um den Norden des Kontinents, eine der instabilsten Weltregionen.

Kritik von links

In Spanien sind die US-Stützpunkte nicht unumstritten. Der Widerstand gegen die US-Basen und den Nato-Beitritt des Landes in den 1980er-Jahren führte zu einer der stärksten Protestbewegungen, die Spanien je sah. Bis heute ist das Nein zur US-Präsenz in der Linken tief verankert.

Auch seitens der sozialdemokratischen PSOE wird Kritik an der neuen Vereinbarung laut. Sie beschuldigen den konservativen Ministerpräsidenten Mariano Rajoy, das Abkommen ausgehandelt zu haben, ohne das Parlament ausreichend darüber zu informieren. Rajoys Partido Popular (PP) verfügt über die absolute Mehrheit und kann das Abkommen so einfach durchwinken.

Der PSOE geht es um die sozialen Aspekte des Abkommens. In den letzten Jahren wurden in Morón 240 zivile spanische Mitarbeiter entlassen. Jetzt, wo der Stützpunkt ausgebaut wird, ist von Wiedereinstellung, wie sie die Gewerkschaften fordern, jedoch keine Rede. (Reiner Wandler aus Madrid, 23.6.2015)