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Ein rätselhafter Tweet von Dominique Strauss-Kahn sorgt für Aufsehen.

Foto: Reuters/Fuentes

"Hello Twitter!", beginnt die Mitteilung, als wäre da ein leicht naiver Teenager am Werk, der gerade die Social Media entdeckt hat. Dann folgt aber nur noch ein Satz, trocken wie ein Ausrufezeichen, massiv wie ein Rapsong: "Jack is back." Jack ist zurück. Wer bitte? Und: Ist das Humor oder eher eine Drohung?

Die erste Frage ist schnell beantwortet, findet sich das ominöse Graffiti in Blau auf dem – als echt bestätigten – Twitterkonto "@dstrausskahn". Der Ex-Währungsfonds- und Fast-Präsident Frankreichs zeigt sich darauf im Freizeitbart vor der Palmenkulisse des marokkanischen Atlasgebirges.

Das führte die Pariser Medien, die seit dem sonntäglichen Tweet verzweifelt nach dem Sinn des Spruchs fahnden, auf die Spur von Marrakesch. Dort besitzt Strauss-Kahn einen Riad, eine Stadtvilla – und dort soll er sich häufig in einem Restaurant namens "Jack is back" verköstigen. Doch rechtfertigt das den Twitterauftritt eines der einst mächtigsten Männer der Welt?

Anspielung auf Jack the Ripper

Andere sehen in dem mysteriösen Spruch eine Anspielung auf den Helden der TV-Serie "24", Jack Bauer. Oder eher Jack the Ripper, den Londoner Unhold, als selbstironischer Bezug auf Strauss-Kahns Sexaffären? Die ehemalige Gesundheitsministerin und konservative Feministin Roselyne Bachelot tendiert ebenfalls in diese Richtung. "Dominique Strauss-Kahn bedeutet uns, dass die Mädels besser aufpassen sollen, Mitarbeiterinnen wie andere." Denn Jack bedeute im Englischen soviel wie Fahne oder Steckdose, und das berge einen "totalen sexuellen Beiklang".

Wer sucht, der findet bei DSK immer auch ein politisches Motiv. Nicht die Mädchen, sondern die Rivalen des 66-jährigen Sozialisten sollten sich anschnallen, deutet die Zeitung "Le Parisien", laut der "gewisse Politiker eine Abrechnung befürchten", an. Kehrt Jack der Rächer zurück? Und das keine zwei Wochen nach seinem letzten Freispruch in der Zuhälterei-Affäre von Lille, als hätte es Strauss-Kahn eilig, wieder von sich reden zu machen, bevor die Weichen für die Präsidentschaftswahlen 2017 gestellt werden.

Strauss-Kahn erinnert sich vielleicht auch daran, dass in einer neueren Umfrage 79 Prozent angegeben hatten, DSK hätte es im Elysée-Palast besser gemacht als sein glückloser "Erbpräsident" François Hollande. Auf seinem neuen Twitterkonto inszeniert sich Strauss-Kahn bewusst als Ökonom. Er folgt nur fünf anderen Konten; eines gehört seiner neuen Lebensgefährtin Myriam L'Aouffir, die vier übrigen den linken Wirtschaftsnobelpreisträgern Paul Krugman und Joseph Stiglitz sowie den Fachblättern Financial Times und The Economist. Das ist schon fast ein Wirtschaftsprogramm. 41.000 Abonnenten folgen ihm bereits. Jack is back. Und bald auch Dominique. (Stefan Brändle, 23.6.2015)