Bild: Yoshi's Wooly World
Bild: Yoshi's Wooly World
Bild: Yoshi's Wooly World
Bild: Yoshi's Wooly World
Bild: Yoshi's Wooly World
Bild: Yoshi's Wooly World

In "Yoshi's Woolly World" kann man seinen Kompagnon schlucken, ausscheiden und als Wollknäuel auf Gegner schießen. Ja, man muss es sogar immer und immer wieder tun, will man erfolgreich sein. Das klingt auf dem Papier angesichts der Jugendfreigabe verstörend, ist jedoch das Süßeste, was Nintendo bisher hervorgebracht hat.

Der Drop ist mit dieser wenig subtilen Metapher auf die orale Phase des vermeintlich kindlichen Zielpublikums jedoch noch nicht gelutscht. Denn gleichzeitig ist es ebenso für erwachsene Freizeitdinosaurier ein durchaus forderndes und überaus kreatives Jump'n'Run.

Gut gehäkelt

Alles sieht in dieser Welt so kuschelweich aus wie ein übergroßer Winterpullover. Von den Yoshis bis zu deren Widersachern und sogar die gesamte Kulisse sieht gehäkelt aus. Auf dem Weg, seine entführten und in unterschiedlichsten Gegenden verstreuten Gefährten zu befreien, genauer gesagt, sie aus mehreren Stoffen wieder zusammenzusetzen, erweist sich Wolle ebenso als zentrales optisches wie spielerisches Element.

Schluckt man mit Yoshis langer Zunge Wollknäuel oder den Mitspieler, dienen sie als Bälle beispielsweise zum Beschuss von fiesen Blumen und Pilzen oder wickeln sich um Gestelle von Plattformen, um Schluchten überqueren zu können. Mit der Zunge lassen sich Geheimwege aufknöpfen und Widersacher verschlucken. Dadurch ergibt sich eine Vielzahl laufend kniffliger werdender Geschicklichkeitsrätsel, die sich in sechs Welten zwischen einen selbst und die gut versteckten Kameraden stellen.

Nintendo

Mörderisch niedlich

Es ist die kunstvoll kindliche Art, die diesen Plattformer in seiner Gesamtheit so entzückend wie dessen schnaufenden Titelhelden macht. Yoshi quiekt, als würde er gleich platzen, wenn er versucht, mit seinen winzigen Armen für einen Moment zu fliegen. Jede Aktion ruft ein derart niedliches Geräusch hervor, dass selbst King Joffrey erweichen würde. Der Untergrund, auf dem man geht, gibt bei jedem Schritt nach, fast jedes Haus, jede Windmühle – alles scheint mit der Geschmeidigkeit von Wolle zu ruhen und in Bewegung gesetzt zu werden.

Wie man es von Nintendos 2D-Jump'n'Runs gewohnt ist, wird das eingangs erlernte Rezept zunehmend aufwendiger variiert und sieht so relativ komplexe Wegfindungspuzzles vor, die zwischendurch mit Zeitrennen und Minispielchen für Boni aufgelockert werden. Nicht ganz so intuitiv ist das Zielen und Schießen selbst gelöst worden, das je nach Controller eine andere Mechanik nutzt. Und bei aller Putzigkeit der Begleitmelodien würde man sich speziell bei schwierigeren Passagen, die man vielleicht öfters in Angriff nehmen muss, mehr Abwechslung im fröhlichen Gedudel wünschen.

Ein Fall für zwei

Zu zweit macht die Reise über Stoffwiesen und -wüsten besonders viel Spaß. Bei der Gestaltung der Level wurden Hürden oftmals so gesetzt, dass man zusammenarbeiten muss. So kann man einander nicht nur werfen, sondern etwa auch mit dem Kopf nach oben bugsieren. In diesem Sinne fördert ein gemeinsames Punktekonto das Teamplay, anstatt zu entzweien, wodurch "Woolly World" zur deutlich entspannteren Beschäftigung als "Super Mario" oder "LittleBigPlanet" wird. Der primäre Erfolgsanreiz besteht darin, neue Yoshis freizuschalten, um so als Melonen- oder Kuh-Dino weiterziehen zu können.

Pärchen, Freunde oder Geschwister dürften mit "Yoshi's Woolly World" damit genauso ihre Freude haben wie Eltern mit ihren Kindern. Ambitionierteren Spielern wird gefallen, dass Nintendos inspirierend herzige Dinoparade gegen Ende hin kein Zuckerschlecken bleibt. Denken Sie nur nicht so genau darüber nach, was Sie ihren Mitspielern dabei antun. (Zsolt Wilhelm, 24.6.2016)

"Yoshi's Woolly World" erscheint am 26. Juni für Wii U. Ab 3 Jahren, UVP: 44,90 Euro.