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Weinkarten sollen auch mit noch unbekannten Weinen überraschen.

Foto: Reuters/Alister Doyle

Man möchte meinen, eine gute Weinkarte sei ein Muss für die gehobene Gastronomie. Fehlanzeige. Einigen Wirten erscheinen derlei Bemühungen überflüssig. Wie sonst lässt sich die uninspirierte Weinauswahl vieler, auch hochdekorierter Restaurants erklären: Die immer gleichen Weine der immer gleichen Winzer aus den immer gleichen Regionen. Woran liegt's? Mutlosen Betreibern? Lustlosen Sommeliers?

Oft vergeht einem bereits beim Blick auf die Weinkarte der Durst: Krötenbraune, aufgeplusterte Lederimitationen werden da an den Tisch gebracht. Ein ästhetisches Missverständnis, das offenbar nicht auszurotten ist.

Gruselige Kalenderweisheiten

Beliebt sind auch seitenlange Belehrungen über Bodenbeschaffenheit und mikroklimatische Eigenheit von Weingebieten sowie abendfüllende Ausführungen zur Geschichte des Weinbaus. Richtig gruselig wird es, wenn Weinkarten mit Kalenderweisheiten oder Trinksprüchen garniert sind.

Es geht aber auch anders: Motivierte Betriebe wie das Sofitel in Wien, die Weinbank in der Südsteiermark oder das Fux am Arlberg zeigen, wie aufregend Weinkarten sein können. Sie haben kapiert, dass auch außerhalb von Bordeaux und der Wachau Wein wächst, überraschen mit unbekannten Winzern, lassen sich auf neue Strömungen ein und haben ganz offensichtlich Spaß dabei. (Christina Fieber, RONDO, 26.6.2015)