Wien – Seit 30 Jahren ist Mario R. im Musik- und Eventgeschäft, erzählt er Richter Marc Farkas. Mehr als 100 Platten hat er als Produzent herausgebracht, den Amadeus-Musikpreis ebenso wie Konzerte und Messen organisiert. "Pop-Pate" wird er in der Branche genannt. Vor Farkas sitzt er allerdings nicht wegen organisierter Kriminalität, sondern wegen Betrugs. Er soll Geschäftspartner geprellt haben.

Der Prozess bietet interessante Einblicke in die Eventbranche. Es wird offensichtlich mit Geld und Förderungen jongliert, Zahlungsziele eher leger ausgelegt. "In der Branche ist die Liquiditätslage generell angespannt", verrät der 55-Jährige. "Die Nerven muss man haben."

Beim Hauptanklagepunkt geht es um 7.500 Euro und eine Messe für klassische Musik im Museum für angewandte Kunst (MAK). "Classical:Next" nennt sich diese, im Jahr 2013 wurde sie von R. und zwei Partnern in Wien organisiert.

Hoffnung auf Förderungen

"Es war natürlich der Wunsch da, Geld zu verdienen, das hat 2013 leider nicht funktioniert", sagt der Angeklagte. Was offenbar dazu führte, dass man mit Zahlungen in Rückstand geriet. Die Hoffnung: Fördergelder für die Auflage 2014 sollten die Liquiditätsprobleme lösen.

In diesem Zusammenhang staunt Richter Farkas über die heimischen Förderpraktiken. "Wenn ich es richtig verstehe, haben sowohl Sie als auch Ihr Partner für ein und dieselbe Veranstaltung Gelder bekommen?" – "Ja, der Gedanke war, dass wir sie bei verschiedenen Fördergebern beantragen, und am Ende wird es zusammengelegt."

Irgendwie ging sich die Sache bei R.s Firma aber nicht recht aus. Im Jänner 2014 wollte das MAK die ausständige Miete für das Jahr 2013. Wäre die nicht gekommen, wäre die Messe 2014 ausgefallen, argumentiert der Angeklagte.

Der Februar als "Wunschtermin"

Also borgte er sich von seinem Partner 7.500 Euro, die aus einem anderen Budgetposten kamen. R. war zuversichtlich: "Sobald die zugesagte Förderung der Wirtschaftskammer gekommen wäre, wäre es wieder zurückbezahlt worden." Die Rückzahlung Anfang Februar sei ein "Wunschtermin" des Partners gewesen, das müsse man aber nicht so genau nehmen.

Bis Anfang, Mitte März 2014 hätte das Geld der Kammer und anderer Sponsoren das Konto füllen sollen. "Ich habe mit einem Liquiditätszuwachs von 40.000 bis 70.000 Euro gerechnet." Allein seine Messepartner gingen schon vorher zur Wirtschaftskammer, die die Förderung einfror. "Ich hatte dann sogar Hausverbot bei der Messe", erinnert sich der Angeklagte.

Er habe aber nie vorgehabt, das Geld nicht zu retournieren, beteuert er. Die Loch-auf-Loch-zu-Politik sei in der Branche aber eben einfach Usus.

Konträre Version

Sein Ex-Geschäftspartner stellt die Sache etwas anders dar. Mit seinen 7.500 Euro aus dem Jänner 2014 hätten Schulden aus dem Herbst 2013 beglichen werden sollen – allerdings nicht die Mietschulden im MAK.

Da der Angeklagte das rasche Eintreffen der Wirtschaftskammer-Förderung versprochen habe, sei man auf den zweiwöchigen Überbrückungskredit gekommen. "Ich habe aber sogar Mails, wo klar auf eine vereinbarte Rückzahlung am 1. Februar Bezug genommen wird."

Man habe dann festgestellt, dass R. im Jahr 2013 schon mehrere Außenstände nicht bedient habe und sei von diesem immer wieder vertröstet worden. "Am 20. März (2014, Anm.) habe ich dann bei der Wirtschaftskammer die Notbremse gezogen, da die Classical:Next akut gefährdet war."

Aufgrund der unerwartet langen Einvernahmen kommt der Richter in Zeitnot und vertagt schließlich zur Befragung weiterer Zeugen auf August. (Michael Möseneder, 22.6.2015)