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Im Zuge der Reform des Volksbankensektors will die Banca Popolare di Milano durch Fusionen zu Italiens Nummer drei aufsteigen.

Foto: Luca Bruno

Italiens Bankenlandschaft ist im Umbruch, besonders der Volksbankensektor steht vor einer Konsolidierungswelle. Im Zuge dessen hat auch die Banca Popolare di Milano Großes vor. "Wir wollten der zu Jahresbeginn verabschiedeten Reform der Volksbanken endlich Impulse verleihen", begründet der Chef der Mailänder Volksbank, Giuseppe Castagna, die in der vergangenen Woche erfolgte Ernennung zweier Investmentbanken als Berater seines Hauses bei der Sektorkonsolidierung. Lazard und Citigroup sollen nun die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft und die vorgesehene Fusion mit einer anderen Volksbank begleiten. Für den Beratervertrag standen Gesellschaften offenbar in Mailand Schlange. "Dreißig Banken haben sich beworben", sagt der seit anderthalb Jahren amtierende Bankchef.

Zwar hat die Regierung bereits zu Jahresbeginn die Reform der Volksbanken verabschiedet, aber bisher habe Castagna wenig Bewegung in dem Sektor gesehen. Zwar nannte der Bankchef keinen Namen, wen er als möglichen Partner bei der bevorstehenden Fusionswelle der Volksbanken favorisiert. Allerdings stellte er klar, dass die Mailänder Bank durch ein Zusammengehen mit einer großen Volksbank zur dritt- oder zur viertgrößten Bank Italiens aufsteigen könnte.

Reform dringend notwendig

Der Bankmanager vertritt als einer der wenigen Vertreter einer Volksbank die Ansicht, dass eine Reform dringend notwendig gewesen und eine Konsolidierung des äußerst konservativen Sektors positiv sei. Mit mehr als 400 Genossenschaftsbanken und rund 80 Volksbanken ist Italiens Bankensektor im europäischen Vergleich übermäßig stark fragmentiert.

Der Bankchef sagt, dass die von Regierungschef Matteo Renzi zu Jahresbeginn verabschiedete Reform der Volksbanken auf Druck von Brüssel erfolgt sei, um den Bankensektor zu konsolidieren. "Ich bin überzeugt, dass Brüssel entsprechende Maßnahmen empfohlen hat." Das Zusammengehen von Volksbanken sei auch nötig, um künftig mehr Mittel für Investitionen freisetzen zu können. Diese seien für den Aufbau eines Multikanalvertriebs und für den Aufbau einer digitalen Plattform notwendig.

Kein Markt für faule Kredite

Im nationalen Vergleich steht die Banca Popolare di Milano relativ unbelastet da. Den Anteil der Problemkredite hat sie auf knapp unter zehn Prozent der Ausleihungen begrenzen können. Damit sind die faulen Darlehen für die Bank kein allzu großes Problem. Doch Italiens Bankensektor leidet unter einem Problemkreditvolumen von insgesamt rund 185 Milliarden Euro. "Die Regierung hat es versäumt, zur richtigen Zeit – im Jahr 2011 – eine Bad Bank einzuführen", kritisiert Castagna. "Heute ist es dafür zu spät." Er sieht derzeit lediglich die Möglichkeit, dem spanischen Modell einer Bad Bank mit einer abgeschwächten italienischen Variante zu folgen.

Aus Sicht Castagnas ist eines der Probleme von notleidenden Krediten, dass es in Italien dafür keinen Markt gibt. Die derzeit laufende Diskussion über die Reform des Konkursrechtes und die Änderung der Abschreibungsbedingungen notleidender Kredite in den Bankbilanzen könnten die Bildung eines entsprechenden Marktes jedoch fördern.

Intesa Sanpaolo Nummer eins

Die Banca Popolare di Milano zählt mit einer Kapitalisierung von rund vier Mrd. Euro nach der Ubi Banca mit 6,4 Mrd. Euro und der im Namen ähnlichen Banco Popolare mit 5,4 Mrd. Euro zu den drei größten Volksbanken Italiens. Durch ein Zusammengehen der Volksbanken soll die Diskrepanz zu den beiden Mailänder Großbanken verringert werden. Intesa Sanpaolo weist derzeit eine Kapitalisierung von rund 50 Mrd. Euro auf. Die Bank-Austria-Mutter UniCredit liegt mit einem Unternehmenswert von 40 Mrd. Euro nicht weit dahinter. (Thesy Kness-Bastaroli aus Mailand, 23.6.2015)