Die Streiks bei Amazon in Deutschland gehen in die nächste Runde. Am Montag wurde deutschlandweit in sechs Logistikzentren an fünf Standorten des Online-Versandhändlers die Arbeit niedergelegt, wie die Gewerkschaft Verdi mitteilte.

Betroffen waren neben dem größten deutschen Standort in Bad Hersfeld (Hessen) mit zwei Warenlagern auch Leipzig (Sachsen), Rheinberg und Werne (beide Nordrhein-Westfalen) sowie Graben (Bayern). In Leipzig soll nach Verdi-Angaben bis Donnerstagabend, in Graben bis Samstagabend und an den anderen Standorten bis Mittwochabend gestreikt werden.

Lieferungen laut Amazon nicht beeinträchtigt

Amazon teilte mit, dass der Ausstand keinen Einfluss auf die Einhaltung des Kundenversprechens für pünktliche Lieferungen habe. Da die Arbeit in Rheinberg und Werne ohne Ankündigung aus dem laufenden Geschäft niedergelegt worden sei und auch bei der Post zusätzlich gestreikt wird, rechnet Verdi aber damit, dass Lieferungen verzögert werden. Nach Amazon-Angaben beteiligten sich an den Streik-Standorten weniger als 830 Mitarbeiter der Frühschicht an den Protesten.

Weiter Streit um Kollektivvertrag

Verdi will für die rund 10.000 Mitarbeiter des Versandhandelsriesen in Deutschland einen Tarifvertrag auf dem Niveau des Einzel- und Versandhandels durchsetzen. Verhandlungen darüber lehnt Amazon aber strikt ab. Amazon sieht sich als Logistiker und verweist auf eine Bezahlung am oberen Ende des Branchenüblichen. Die Fronten in dem seit mehr als zwei Jahren andauernden Tarifkonflikt sind verhärtet.

Die Gewerkschaft kritisierte am Montag, dass es bei Amazon kein Urlaubsgeld und weniger Urlaubstage gebe. Gewerkschaftssekretärin Mechthild Middeke sagte: "Amazon-Beschäftigte haben nur 28 Arbeitstage Urlaub, der tarifliche Anspruch wären 30 Tage, und es gäbe ein tarifliches Urlaubsgeld von derzeit 1.182 Euro nach hessischem Tarif. Bei dem monatlichen Verdienst, der für die langjährig beschäftigten Versandmitarbeiter in Bad Hersfeld bei 1.950 Euro Brutto liegt, ist es kaum möglich, für eine Urlaubsreise etwas zurückzulegen."

Amazon erwiderte, dass die Löhne am oberen Ende dessen lägen, was in vergleichbaren Tätigkeiten üblich sei. "Hinzu kommen Extras: Bonus, Weihnachtsgeld, Mitarbeiteraktien, Gratis-Versicherungen, ein Pensions-Fonds und Mitarbeiterrabatte", erklärte Firmensprecherin Anette Nachbar. "Viele der Extras, wie etwa die Mitarbeiteraktien, sind traditionellen Tarifverträgen unbekannt." (APA, 22.06.2015)