Berlin – US-Verteidigungsminister Ashton Carter hat Pläne Washingtons zur Stationierung schweren Militärgeräts in Osteuropa bestätigt. "Wir erwägen dies und sprechen darüber mit unseren Partnern", sagte Carter am Montag bei einem Besuch in Berlin. Es gehe dabei um "Ausstattung vornehmlich zur Ausbildung" von NATO-Truppen, einschließlich "schwerem Gerät".

Ziel sei es, "die Widerstandsfähigkeit der Allianz und insbesondere von Verbündeten an ihren Rändern zu erhöhen", sagte Carter.

Der Pentagon-Chef, seit Mitte Februar im Amt, besuchte am Montag in Berlin zunächst das Holocaust-Mahnmal und legte einen Kranz nieder. Am Nachmittag stattet er gemeinsam mit der deutschen Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen sowie den Ressortchefinnen aus den Niederlanden und Norwegen, Jeanine Hennis-Plasschaert und Ine Marie Eriksen Söreide, dem Deutsch-Niederländische Korps im nordrhein-westfälischen Münster einen Besuch ab.

Einsatzfähigkeit der schnellen Eingreiftruppe

Die vier Minister informieren sich über die Einsatzfähigkeit der neuen schnellen Eingreiftruppe der NATO, die zuletzt zwei Wochen lang im westpolnischen Zagan getestet wurde. An dem Manöver waren etwa 2100 Soldaten aus Deutschland, Belgien, Litauen, den Niederlanden, Norwegen, Polen, Tschechien, Ungarn und den USA beteiligt – unter ihnen 350 Angehörige der deutschen Bundeswehr. Am Dienstag wird Carter in Estland erwartet, am Mittwoch und Donnerstag beim NATO-Verteidigungsministerrat in Brüssel.

Mehrere osteuropäische NATO-Staaten sorgen sich angesichts des russischen Vorgehens in der Ukraine um ihre Sicherheit. Hintergrund sind die Annexion der ukrainischen Schwarzmeerhalbinsel Krim durch Russland im März vergangenen Jahres und der andauernde bewaffnete Konflikt in der Ostukraine. Kiew und der Westen werfen Moskau vor, die dortigen prorussischen Separatisten militärisch zu unterstützen, was der Kreml abstreitet.

Russlands Staatschef Wladimir Putin kündigte kürzlich eine Modernisierung des Atomwaffenarsenals seines Landes an. Von der Leyen bezeichnete die diskutierte Stationierung schweren US-Militärgeräts daraufhin in der vergangenen Woche in Zagan als "angemessene defensive Maßnahme". Nach Angaben ihres polnischen Kollegen Tomasz Siemoniak geht es um "Ausstattung für eine Brigade in fünf NATO-Mitgliedstaaten" und damit für mehrere tausend Soldaten. (APA, 22.6.2015)