Das als eigenständige Art identifizierte Norische Greiskraut nur in Österreich vor.

Foto: Michaela Sonnleitner

Wien – Botaniker der Uni Wien haben in den österreichischen Alpen neue Pflanzenarten entdeckt. Sie fanden heraus, dass das häufig zu findende Krainer Greiskraut (Senecio carniolicus) eigentlich aus vier Arten besteht. Alle davon kommen in Österreich vor, eine sogar nur dort, berichten sie im Fachjournal "Phytotaxa".

Das in den Ostalpen und den Karpaten oberhalb der Waldgrenze in Zwergstrauch-, Rasen- und Pioniergesellschaften vorkommende Krainer Greiskraut wächst sehr vielgestaltig, speziell Blattform und Behaarung unterscheiden sich. Die Wissenschafter hatten diese Mannigfaltigkeit laut Aussendung der Uni Ausdruck einer hohen innerartlichen Variabilität gedeutet.

Durch zellbiologische, molekulare und ökologische Methoden zeigten Gerald Schneeweiß und Kollegen nun, dass das Krainer Greiskraut vier Gruppen umfasst, die sich durch Chromosomenzahl, genetische Muster, Standortsansprüche und zum Teil ihre Nicht-Kreuzbarkeit deutlich voneinander unterscheiden. Es lag daher die Vermutung nahe, dass die Formenvielfalt auf die evolutionäre Differenzierung zwischen diesen Gruppen zurückzuführen ist.

Eigenständige Arten

Mit der morphologischen Charakterisierung hat Schneeweiß nun den letzten Puzzleteil gelegt, um die verschiedenen Formen als Arten beschreiben zu können. "In manchen Gebieten, wie den Kärntner Nockbergen, kommen drei der vier Arten zum Teil auf kleinstem Raum gemeinsam vor. Aber selbst hier ist es mit ein wenig Übung möglich, die verschiedenen Arten zu unterscheiden", so der Botaniker. Alle vier Greiskraut-Arten gibt es in Österreich, eines davon, das Norische Greiskraut, kommt ausschließlich in Österreich vor.

Die österreichische Flora umfasst etwa 3.600 heimische oder schon länger eingebürgerte Arten und Unterarten an Farn- und Blütenpflanzen, von denen 32 nur in Österreich vorkommen. Zu den letztgenannten Endemiten kommt nun durch die Arbeit von Schneeweiß eine weitere Art hinzu. Dass die Pflanzenvielfalt Österreichs unterschätzt wird, glaubt Schneeweiß nicht. "Man darf aber davon ausgehen, dass es noch weitere neue Arten und Unterarten zu erkennen gibt", so der Forscher. Neuentdeckungen seien überall möglich, selbst in vergleichsweise gut untersuchten Gruppen wie den Blütenpflanzen. (APA, red, 22.6.2015)