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Ein Kuss für den Pokal.

Foto: APA/EPA/Lesser

Chambers Bay – Seit 1934 ist es theoretisch möglich, die vier bedeutendsten Golfturniere, also das Masters, die US Open, die British Open und die PGA Championship, innerhalb eines Kalenderjahres zu gewinnen. Drei Siege innert eines Jahres haben nur vier Mann aus den Top 20 der Major-Erfolgsliste geschafft: Jack Nicklaus (18) vergeigte 1980 nur das Masters. Tiger Woods (14) ging es 2000 nicht anders, besserte aber 2001 in Augusta aus, ist also der einzige Spieler mit vier Major-Siegen en suite. Der Südafrikaner Ben Hogan (9) schmiss 1953 nach drei Triumphen die Nerven weg und kam bei der abschließenden PGA Championship nicht einmal in die Entscheidung. Das Masters war 1932 auch schon für Gene Sarazen der Stolperstein gewesen.

Einen Jordan Spieth ficht das nicht an. "Der Grand Slam ist im Bereich des Möglichen", sagte der 21-Jährige aus Dallas, nachdem er seinem Sieg beim Masters im April am Sonntag den Triumph bei den US Open auf dem Chambers Bay Golf Course, Washington State, hatte folgen lassen. Der junge Mann bewies Nerven wie Stahlseile. Selbst ein Doppelbogey am vorletzten von insgesamt 72 Löchern konnte ihn auf dem Weg zum jüngsten Open-Sieger seit 1923 nicht stoppen, als der legendäre Bobby Jones ebenfalls als 21-Jähriger triumphiert hatte.

Zuletzt waren Erfolge bei den ersten beiden Major-Turnieren des Jahres Tiger Woods 2002 gelungen. "Ich dachte immer, dass er der Erste sein wird, der den Grand Slam schafft", sagte Spieth über sein Idol, das diesmal wie übrigens auch Bernd Wiesberger, aber viel deutlicher als der Burgenländer, am Cut gescheitert war.

Die Chancen, dass Spieth als Erster den Hattrick schafft, stehen in jedem Fall gut, weil die British Open, das dritte Major des Jahres, Mitte Juli in St. Andrews auf einem Platz stattfinden, der mit seinen welligen Grüns und tückischen Fairways dem Kurs in Chambers Bay sehr ähnelt. "Das ist einer meiner liebsten Orte", sagte denn auch Spieth. Zwar durfte er in der Heimat des Golfsports, wie er St. Andrews nennt, erst einmal abschlagen. Seiner Begeisterung tat dies im Überschwang der jüngsten Glücksgefühle aber keinen Abbruch: "Ich bin schon wahnsinnig aufgeregt und voller Vorfreude, nach Schottland zu reisen. Ich denke, wir werden auch dort unsere geheime Formel anwenden."

Duell mit McIlroy

Die ist allerdings nicht geheim. Spieth ist auf den Grüns derzeit schlicht und einfach der Beste. Seine Abschläge sind lang und präzise. Dazu kommt die Konstanz. In diesem Jahr cuttete er in 15 seiner bisher 17 Turnieren, schmückte siebenmal die Top drei und verdiente mehr als sechs Millionen Dollar.

In der Weltrangliste ist Spieth dem Nordiren Rory McIlroy schon bedenklich nahegerückt. Der führende Nordire, bei den US Open Neunter, wird seine Position nicht widerstandslos aufgeben. Und bei den 144. British Open ist er Titelverteidiger. (sid, lü, 22.6.2015)

Endstand der 115. Golf US Open 2015 im Chambers Bay GC in University Place, Washington State (European Tour, PGA-Tour, 9 Mio. Dollar, Par 70):

1. Jordan Spieth (USA) 275 Schläge (68/67/71/69) – 2. Louis Oosthuizen (RSA) 276 (77/66/66/67), Dustin Johnson (USA) 276 (65/71/70/70) – 4. Branden Grace (RSA) 277 (69/67/70/71), Adam Scott (AUS) 277 (70/71/72/64), Cameron Smith (AUS) 277 (70/70/69/68) – 7. Charl Schwartzel (RSA) 278 (73/70/69/66) – 8. Brandt Snedeker (USA) 279 (69/72/70/68) – 9. Jason Day (AUS) 280 (68/70/68/74), Shane Lowry (IRL) 280 (69/70/70/71), Rory McIlroy (NIR) 280 (72/72/70/66).

Cut u.a. verpasst: Martin Kaymer (GER) 146 (72/74), 85. u.a. Bernd Wiesberger (AUT) 147 (72/75), Rickie Fowler (USA) 154 (81/73), Tiger Woods (USA) 156 (80/76)