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Idyllische Bilder, wie sie Spielberg auch liefert, sind nicht das Salz in der Suppe der Formel 1, die Lewis Hamilton im Mercedes anführt.

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Christoph Ammann ist Spielberger der ersten Stunde.

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Spielberg – Unabhängig vom Ausgang des freien Trainings am Freitag – Sebastian Vettel drehte im Ferrari die schnellste Runde – strebt Mercedes in Österreich den fünften Doppelsieg dieser Saison, jedenfalls aber den siebenten ersten Platz im achten Rennen an. Nico Rosberg könnte mit der Wiederholung des Vorjahreserfolgs den Druck auf seinen in der WM führenden Teamkollegen, Champion Lewis Hamilton, erhöhen.

Red Bull Racing fixierte bereits die vorzeitige Aufgabe des Heimrennens. Sowohl der Australier Daniel Ricciardo als auch der Russe Daniil Kwiat gingen mit den Motoren Nummer fünf ins Wochenende. Erlaubt sind für die gesamte Saison aber nur vier pro Bolide. Ricciardo und Kwiat nehmen also eine Strafe, ihre Startrückversetzung um jeweils zehn Plätze in Kauf, um auf den folgenden, Red Bull eher entgegenkommenden Strecken in Silverstone und Budapest vom Qualifying an konkurrenzfähig zu sein. Auf dem Red-Bull-Ring droht Red Bull aber ein punkteloses Desaster.

Christoph Ammann (54) stört weniger die tatsächliche Verfassung der Gastgeber als das seit Wochen anhaltende Jammern eines Teamverantwortlichen wie Helmut Marko – über die Formel 1 im Allgemeinen und Motoren von Renault im Besonderen. Für den Geschäftsführer der CAM Security GmbH, die nicht nur in Spielberg für einen reibungslosen Veranstaltungsablauf sorgt, sind die negativen Äußerungen ein Mitgrund dafür, dass in diesem Jahr die Zuseherzahlen weit hinter jenen des Vorjahres bleiben werden. "Wenn man immer sagt, dass alles schlecht ist, braucht man sich nicht wundern."

100.000 fehlen

Das Comeback des Grand Prix von Österreich 2014 hatten 220.000 Menschen an der Strecke miterlebt, 90.000 am Renntag selbst. Für heuer wurde selbst von offizieller Seite von Freitag bis Sonntag mit insgesamt nur 120.000 Zusehern gerechnet.

Andererseits spricht Ammann, der über eine weitere Firma auch am Kartenverkauf, vornehmlich an Agenturen oder die Rennteams selbst beteiligt ist, auch von tatsächlichem Attraktivitätsverlust, bemängelt etwa, dass die Formel 1 nicht mehr klingt, wie sie klingen sollte. "Wenn man zu einem Rolling-Stones-Konzert geht, und es bröselt heraus wie beim Radio, hat man ja auch keine Freude. Früher hat einem beim Start die Hose geflattert."

Gerhard Berger, der Letzte

Die Dominanz von Mercedes sei ein geringeres Problem. "Früher waren unsere Rennen, oder die in Spa und Silverstone, die am wenigsten spannenden." Ebenso wenig Einfluss habe das Fehlen eines österreichischen Lokalmatadors auf den Verkauf der Veranstaltung in Spielberg. "Der letzte Österreicher, der Karten verkauft hat, war Gerhard Berger. Da war zumindest die Hoffnung, dass er gewinnt." Nur ein österreichischer Seriensieger sei ein Zuschauermagnet.

Insgesamt sieht Ammann den Rückgang der Zuseherzahlen aber als Prozess der Normalisierung. "In den 70er-Jahren gab es auch einen Boom, das hat dann nachgelassen, ebenso, nachdem der Grand Prix 1997 zurückgekommen war." Ammann hat reichlich Erfahrung. Der Spielberger war schon 1969, als Achtjähriger, mit seinem Vater, einem Bierlagerchef, bei der Ringeröffnung dabei – und auch im Jahr darauf beim ersten Spielberger Grand Prix von Österreich. Damals sei man noch gegen eine Kiste Bier ins Fahrerlager gekommen. Dafür, dass heute tatsächlich nur noch Berechtigte in die jeweiligen Zonen des Red-Bull-Rings vordringen können, sorgen Ammanns Leute – zumeist mehrsprachige, aufwendig geschulte Studierende, die für zwölf Stunden Dienst im Schnitt 100 bis 130 Euro netto verdienen – zuzüglich Kleidung und Verpflegung. Nicht selten kommen Flüge und Hotelübernachtungen dazu, weil Ammann etliche weitere F1-Veranstalter betreut, vor allem jene, denen es zunächst am Know-how fehlt. Und neue Rennen gab es zuletzt ja genug.

Ammann, der nach der Matura Veranstaltungen verschiedenster Art organisierte, sah seine Chance am Ring 1986, als zwischen Kartenverkauf und tatsächlichen Zuseherzahlen eine erhebliche Diskrepanz bestand. "Es war ein Kuddelmuddel". Für 1987 legte er ein Angebot, es besser zu machen, und erhielt im Mai den Zuschlag für das Rennen im folgenden August. Ammanns Effizienz beeindruckte Formel-1-Zampano Bernie Ecclestone 1989 in Spa, wohin der Steirer nach Einstellung des Rennens in Österreich gewechselt war. An dieser Wertschätzung hat sich bis heute nichts geändert. Und es hat sich für Ammann, der unbestritten die Gabe hat, mit den unterschiedlichsten Menschen gut zurechtzukommen, vermutlich ausgezahlt. "Ich habe jedenfalls seit 1987 mit keiner meiner Firmen einen Verlust gemacht."

Wenn Mateschitz es will

Das wird vermutlich auch so bleiben, sollte Österreich wieder einmal seines Grand Prix verlustig gehen. Der aktuelle Vertrag läuft bis 2020. "Und wenn Herr Mateschitz das will, wird er auch jedes Jahr hier stattfinden." Ammann könnte sich aber auch alternierende Austragungen mit Budapest oder einem Rennen in Deutschland vorstellen. Dass etwa der Hockenheimring keines mehr hat, "ist blöd für uns". Für Mercedes vermutlich auch. (Sigi Lützow, 19.6.2015)