Jürgen Dillinger (Robert Schupp, re) macht sich gerade zum Joggen fertig, als er nach dem Weg gefragt wird – und der Fremde (Stephane Lalloz) plötzlich eine Pistole zieht.

Foto: ORF/ARD/Johannes Krieg

Der Mercedes-Stern prangt turmhoch im Zentrum der Stadt. Dennoch wird im heutigen Tatort aus Stuttgart in der Folge Der Inder (Buch und Regie: Niki Stein) sehr wenig auf motorisierten Lokalpatriotismus gesetzt.

Das Mordopfer, ein Politiker, der in den (realen) Bauskandal namens Stuttgart 21 verwickelt ist, in dem es grundsätzlich um die Tieferlegung des Stuttgarter Hauptbahnhofs, gefährdetes Grundwasser und jede Menge Immobilienprojekte geht, fährt Audi. Der Auftragskiller fährt BMW. Nur Ermittler Sebastian Bootz (mindestens zurückhaltend und drei Tage lang nicht rasiert dargestellt von Felix Klare) setzt auf eine schwäbische Marke, allerdings nicht auf Mercedes. Wie sang einst Georg Danzer über Männer mit Angeberautos: „Dei neicha Freind foahrt an Porsche, sag eam er soi in Oarsch geh.“

Hauptkommisaar Thorsten Lannert (Richy Müller) fährt eigentlich immer nur mit – was sich in einer gewissen Leblosigkeit im Gesicht wie auch im gesamten restlichen Bewegungsapparat ausdrückt. Müller, der in den 1980er-Jahren im deutschen Film so etwas wie der Martin Semmelrogge ohne Haftbefehle war, ist im Privatleben übrigens ein begeisterter Rennfahrer mit C-Lizenz. Er schwört auf Porsche. Da soll sich einer auskennen.

Die heutige Folge hin- und herlt mit gewohnt didaktischem Bildungsauftrag ein wenig zwischen Politik, Wirtschaft und Sittenbild. Es zieht sich oft auch wie ein Strudelteig. Dieser wird wie üblich in solchen Fällen mit einer Miles-Davis-Gedächtnistrompete unterlegt. Er nimmt dem Tatort noch mehr Tempo als üblich raus. Am Ende sind wir gescheiter und sehr müde. Gut unterhalten haben wir uns nicht. (Christian Schachinger, 20.06.2015)