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Ignazio Marino denkt nicht an Rücktritt

Foto: APA/EPA/di Meo

Rom – Während täglich neue Enthüllungen im Zusammenhang mit der Korruptionsaffäre "Mafia Capitale" für Aufregung sorgen, kämpft Roms Bürgermeister Ignazio Marino um seine politische Zukunft. Obwohl der Druck für seinen Rücktritt wächst, will der seit 2013 amtierende Marino im Amt bleiben.

"Ich bleibe bis Ende der Amtszeit 2018 und hoffe auf eine Wiederwahl bis 2023", erklärte das Stadtoberhaupt. Marino, Arzt und Senator der Demokratischen Partei von Premier Matteo Renzi, steht unter großem Druck, nachdem mehrere seiner Gemeinderäte und Funktionäre in den Strudel der Korruptionsermittlung "Mafia Capitale" geraten sind. "Die Bürger und die Parteien meiner Koalition unterstützen mich nach wie vor. Wir werden unsere Arbeit für Erneuerung und Transparenz fortsetzen", versicherte Marino.

Renzi ließ Bürgermeister fallen

Nicht nur Oppositionsparteien, auch Spitzenpolitiker seiner eigenen PD-Gruppierung fordern mittlerweile die Auflösung der Römer Stadtregierung. Auch Premier Renzi hat dem Bürgermeister den Rücken gekehrt: "Wenn Marino regierungsfähig ist, soll er die Stadt regieren. Wenn er dazu nicht mehr imstande ist, soll er nach Hause gehen", meinte der Premier. Er bezog sich dabei auf Missstände in der schwerverschuldeten Gemeinde Rom. Der Regierungschef hatte kürzlich auch seine Entschlossenheit signalisiert, die Organisation des vom Papst ab Dezember geplanten Heiligen Jahres als römisches Großevent der Verwaltung Marinos zu entziehen und in die "sauberen" Hände des Präfekten Franco Gabrielli zu legen.

Bestechliche Politiker

Vor drei Wochen waren Ermittlungen gegen mehrere Stadträte aufgenommen worden. 50 Personen wurden bisher im Zuge der Affäre festgenommen. Ein Kartell aus mafiösen Unternehmen, von denen die meisten unter dem Deckmantel von Genossenschaften agierten, erkaufte sich mit Schmiergeldern die Gunst von Funktionären und Politikern, so der Vorwurf der römischen Staatsanwaltschaft.

Die Stadträte sollen im Gegenzug dafür gesorgt haben, dass der Kriminellenring "Mafia Capitale" lukrative öffentliche Aufträge erhielt. Besonders aktiv war die Gruppe demnach bei der Abfallentsorgung und der Reinigung von Parkanlagen sowie bei der Betreibung von Flüchtlingseinrichtungen. Die Ermittlungen betreffen zwar nicht direkt den Bürgermeister, die Oppositionsparteien demonstrieren jedoch seit Tagen und fordern einen Rücktritt des gesamten Gemeinderats. Marino ist seit Juni 2013 Bürgermeister der 3,5 Millionen-Metropole.

Im Zentrum der Ermittlungen zu "Mafia Capitale" steht der im Dezember festgenommene römische Mafiaboss Massimo Carminati. Die Untersuchungen haben erneut gezeigt, dass die Mafia schon lange kein regional begrenztes Problem mehr ist. Die römische Mafia sei unabhängig von der Cosa Nostra in Sizilien, der 'Ndrangheta in Kalabrien oder der Camorra um Neapel entstanden, stellten die Ermittler fest. Längst haben die Clans ihre Macht auch in der italienischen Hauptstadt ausgebaut. (APA, 19.6.2015)