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Wie von Zauberhand geführt hat der Heta-Besen weitere Milliarden aus der Bilanz gekehrt. Doch möglicherweise kommt noch etwas nach: Willst am Ende gar nicht lassen?

Foto: reuters/ADAM HUNGER

Wien – Da bleibt vielen die Spucke weg: 7,9 Milliarden Euro Verlust schrieb die einstige Hypo Alpe Adria im Vorjahr. Ein starkes Stück, wurden doch schon in den Jahren davor ständig klaffende Finanzlöcher vom Steuerzahler mit 5,5 Milliarden Euro gestopft. Dazu kommen die Beiträge der Alteigentümer BayernLB, Kärnten und Grawe im Rahmen der Verstaatlichung. Die Hypo hat somit bereits deutlich mehr als 15 Milliarden Euro verbrannt.

Wer aber glaubt, dass nun ein Schlussstrich gezogen und der Wost Case in Zahlen gegossen wurde, irrt womöglich. Die vorliegende Bilanz zeigt, dass in der Hypo-Nachfolgegesellschaft Heta noch weitere hohe Risiken schlummern. Ein Auszug:

  • Südosteuropa: Das Epizentrum des Desasters wurde trotz des Verkaufs immer noch nicht zur Gänze beruhigt. Mit der Veräußerung des Balkan-Bankennetzes musste die Heta einen "Abgangsverlust" vor Steuern von rund 2,5 Milliarden Euro in Kauf nehmen, heißt es im neuen Jahresfinanzbericht. Zudem bangt sie um einen Kredit über zwei Mrd. Euro an die Ex-Tochter, die von der Beteiligungsfirma Advent und der Osteuropabank EBRD übernommen wurde. Sollte das vereinbarte, aber noch nicht abschließend durchgeführte Geschäft doch noch scheitern, droht weitere Unbill: Das SEE-Netzwerk müsste abgewickelt werden, der ausstehende Kredit wäre nicht mehr einzutreiben, "was einen zusätzlichen Verlust von bis zu einer Mrd. Euro zur Folge hätte", schreibt der Vorstand.

  • Italien: Auch Italien bleibt für die Heta ein heißes Pflaster. Die dortige Hypo wurde abgetrennt und gehört nicht mehr der Heta, sondern über eine Zwischenholding dem Bund. Die Abbaueinheit hat immer noch 1,7 Milliarden an Krediten in der Italien-Schwester stecken, davon wurden 1,2 Milliarden wertberichtigt. Nun werden Gespräche geführt, um eine Abwicklung der Bank in Udine zu vermeiden. Dabei sind ein Forderungsverzicht und ein Kapitaleinschuss von 100 bis 150 Millionen Euro auf dem Tapet. Da die Italien-Bank an der Republik hängt, würde dies sehr wohl zu einer weiteren Belastung für den Steuerzahler führen. Im Finanzministerium sieht man das anders, es gehe um "Verpflichtungen aus der Vergangenheit".

  • Klagen: Die Heta will nicht erst seit dem Zahlungsmoratorium den Gläubigern Geld abknöpfen, es wurde bereits im Vorjahr ein gesetzlicher Totalschnitt des Nachrangkapitals verfügt. Weil die Heta dadurch – salopp gesprochen – weniger Schulden hat, wurden selbige aus- und ein Gewinn von 1,6 Milliarden Euro verbucht. Blöderweise kam dann im Mai das erstinstanzliche Urteil des Landgerichts München im Streit um die Rückzahlung der BayernLB-Kredite an die Hypo.

    Die Richterin gab der früheren Mutter nicht nur in der zentralen Frage des Eigenkapitalersatzes Recht, sie erklärte auch den Schuldenschnitt per Hypo-Sondergesetz für nicht anwendbar. Daraufhin bildete die Heta 900 Millionen Euro an Vorsorgen. Die Differenz auf die 1,6 Milliarden bleibt aber als zusätzliches Risiko bestehen, sollte der Verfassungsgerichtshof den bis dato 33 Klägern Recht geben.

  • Bewertung: Bleibt noch die Frage, wie ein derartiges Desaster fünfeinhalb Jahre nach der Verstaatlichung bilanziert werden kann. Und welchen Realitätsgehalt dann die Abschlüsse der Vorjahre hatten. Heta und Wirtschaftsprüfer verweisen dabei auf die Umstellung der Systematik. Bisher wurde so getan, als würde die Hypo Alpe Adria fortgeführt ("going concern").

    Seit die Abwicklung verfügt wurde, müssen viel niedrigere Zerschlagungswerte herangezogen werden ("gone concern"). Der Unterschied führte zu einer Abwertung von Krediten und Immobilien um 3,3 Milliarden Euro. Anhand von Portfolioverkäufen musste die Heta in den letzten Monaten zur Kenntnis nehmen, dass die Preise weit unter den Erwartungen blieben. Die Heta hält fest, dass die nun geminderten Wertansätze immer noch zu hoch sein könnten, wenn sich für den geplanten Abverkauf nicht entsprechende Investoren finden. (Renate Graber, Andreas Schnauder, 19.6.2015)