Kein völlig neues Auto, aber doch mehr als ein klassisches Facelift, so tritt der Toyota Avensis gegen starke Konkurrenz an. Attraktivitätsschub verleihen unter anderem zwei Diesel aus Steyr. Von BMW.

Das Matterhorn ist einer der höchsten Gipfel Europas – und eine der markantesten Erscheinungen der Bergwelt überhaupt. Der Wirkbereich des ehrwürdigen Eisriesen reicht bis hinüber zum Walliser Trend-Skiort Verbier. Da Autohersteller nichts dem Zufall überlassen, steht zu vermuten, dass die schöne Assoziationskette zur Präsentation des neuen Avensis beabsichtigt war, außer der phonetischen ("matt") natürlich.

Foto: Toyota

Toyota, japanische Branchensupermacht und größter Autohersteller der Welt, will es in Europa wieder genauer wissen und peilt neue Gipfel in der Zulassungsstatistik an, erstes Etappenziel: fünf Prozent Marktanteil (derzeit 3,7). Dazu hat man nicht nur medienwirksame Zukunftstechnologie wie den Wasserstoff-Brennstoffzellen-Trumpf Mirai im Ärmel, sondern auch einen Beitrag in der traditionellen Mittelklasse, eben den Avensis, Toyotas Flaggschiff in Europa. Der Hersteller glaubt, der habe das Zeug, als markante, trendige Erscheinung zu punkten.

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Zwei Argumente zählen bei uns besonders: Österreich ist Kombiland, Österreich ist Dieselland. Ja, den Avensis gibt es weiterhin als Limousine und Kombi, Letzteren mit modischem Coupéschwung. Nennt sich Lifestylekombi und ist mit 543 bis 1609 Liter Kofferraum (zum Vergleich VW Passat: 650 bis 1780 l) trotzdem recht geräumig.

Der zweite Punkt betrifft den Antrieb. Die Technik-Kooperation mit BMW (die den Weißblauen vor allem die Brennstoffzelle beschert) bringt Toyota im Avensis ordentlich Bayernkraft, nämlich zwei Selbstzünder aus Steyr, die Toyota von jetzt auf gleich in diesem Bereich mit an die Spitze katapultieren. Waren die hauseigenen Diesel eher träge und konsumfreudig, so kehrt sich das jetzt völlig um in spritzig und sparsam.

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Schon das 1,6-Liter-Aggregat (112 PS, 270 Nm) passt hervorragend, die 2,0-Liter-Maschine (143 PS, 320 Nm) hingegen ist die bisher wohl souveränste Maschine, die je in einem Avensis zu finden war; ein erster Testdurchschnittsverbrauch von 5,2 l / 100 km muss nicht weiter kommentiert werden. Daneben werden die beiden Benziner (132 und 147 PS) künftig ein Nischendasein führen.

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Außen fügt sich der Wagen in Toyotas aktuelle Formensprache ein, innen wirkt, bei Beibehaltung des expressiven Pinselstrichs, alles sauber und aufgeräumt. Bei der Materialanmutung sind aber beispielsweise VW (Passat) und Mazda (6er) inzwischen ganz schön davongeeilt. Die vielen Assistenzsysteme sprechen für den Avensis und Toyotas technologische Potenz, besonders löblich ist der Einsatz des laser-kamerabasierten Safety Sense Systems mit autonomer Notbremsfunktion – serienmäßig.

Prognose? Gegen Passat, Mondeo, Mazda6 und Konsorten wird sich der neue Avensis weiterhin schwertun. Die BMW-Diesel sind aber ein echtes Argument pro Toyota. Auf zu neuen Gipfeln also. (Andreas Stockinger, 19.6.2015)

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Hinweis im Sinne der redaktionellen Leitlinien: Die Teilnahme an internationalen Fahrzeug- und Technikpräsentationen erfolgt großteils auf Basis von Einladungen seitens der Automobilimporteure oder Hersteller. Diese stellen auch die hier zur Besprechung kommenden Testfahrzeuge zur Verfügung.

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