Pascale Ehrenfreund wechselt ans DLR in Köln.

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Wien/Köln – Die Präsidentin des Wissenschaftsfonds FWF, Pascale Ehrenfreund, wird Chefin des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). Die österreichische Astrobiologin folgt auf Johann-Dietrich Wörner, der am 1. Juli sein Amt als Generaldirektor der Europäischen Weltraumagentur ESA antritt.

Am Tag nach der Ankündigung des Wechsels nach Deutschland erklärte der FWF, dass Ehrenfreund bis Herbst Präsidentin bleibe, danach werde einer der drei Vizepräsidenten – Hermann Hellwagner, Christine Mannhalter oder Alan Scott – bis zur Wahl einer neuen FWF-Führung dem Wissenschaftsfonds vorstehen. Die Reaktion der FWF-Vizepräsidenten und der Geschäftsführung schwanke "zwischen großer Freude mit der amtierenden FWF-Präsidentin über ihre neue, spannende Herausforderung und aufrichtigem Bedauern, sie Richtung Deutschland ziehen lassen zu müssen".

Das neue Aufgabengebiet

Das DLR ist unter anderem für die Planung und Umsetzung der deutschen Raumfahrtaktivitäten zuständig. Daneben entwickelt die in Köln beheimatete Großforschungseinrichtung mit rund 8.000 Mitarbeitern und 16 Standorten umweltverträgliche Technologien für Energieversorgung, Mobilität, Kommunikation und Sicherheit. Das DLR verfügte 2013 über einen Etat von 846 Millionen Euro für Forschung und Betrieb. Das außerdem von ihm verwaltete Raumfahrtbudget hatte ein Volumen von 1,3 Milliarden Euro.

Pascale Ehrenfreund sprach von einer "ehrenvolle Aufgabe". Dass die Lage der nach Expertenmeinung chronisch unterfinanzierten Grundlagenforschung in Österreich eine Rolle für ihren Wechsel gespielt hat, verneinte sie: "Wir wissen, dass Grundlagenforschung besser finanziert werden muss, aber es gibt keine Beweggründe, dass ich deswegen nach Deutschland ziehe." Die Position wurde laut DLR ausgeschrieben, es habe rund 50 Bewerbungen gegeben. Ehrenfreund betonte, zu einer Interviewrunde eingeladen worden zu sein.

FWF überrascht

Im FWF zeigte man sich überrascht von der Berufung. Eine solche Situation sei noch nie eingetreten, im Forschungs- und Technologieförderungsgesetz (FTFG) sei die Vorgehensweise in einem solchen Fall auch nicht geregelt. Auch Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner zeigte sich in einem Statement "im ersten Moment etwas überrascht, aber das ist normal, wenn die Ansprache über Headhunter erfolgt". Es sei eine tolle Aufgabe für Ehrenfreund, für die man ihr alles Gute wünsche. Der FWF habe nun genügend Zeit, um eine Neuausschreibung der Position vorzubereiten.

Die Neuwahl wird wohl bereits nach den neuen Regeln erfolgen, die im Rahmen einer vom Wissenschaftsministerium geplanten Novelle zum Forschungs- und Technologieförderungsgesetz (FTFG) vorgesehen sind. Demnach soll es statt des bisherigen Modells eines Präsidiums mit einer untergeordneten Geschäftsführung künftig ein Präsidium mit einem kaufmännischen Vizepräsidenten geben.

Präsident und kaufmännischer Vizepräsident sollen künftig hauptberuflich Vollzeit tätig sein, zwei weitere Vizepräsidenten als Teilzeitbeschäftigte. Derzeit ist das Präsidium ehrenamtlich tätig und es gibt drei Vizepräsidenten. Das FWF-Präsidium soll künftig zudem vom Aufsichtsrats gewählt werden, bisher hat dies die aus Vertretern der Universitäten und Forschungseinrichtungen zusammengesetzten Delegiertenversammlung getan. Geplant ist, dass diese Novelle im Herbst in Kraft tritt.

Ehrenfreunds Karriere

Pascale Ehrenfreund, geboren 1960, studierte an der Universität Wien Astronomie und Biologie und wurde 1990 in Astrophysik promoviert. Nach verschiedenen Stationen war sie unter anderem Professorin für Astrobiologie an den Universitäten Amsterdam und Leiden und ist seit 2008 nicht nur leitende Wissenschafterin am NASA-Astrobiologieinstitut, sondern auch Professorin für Space Policy and International Affairs an der George Washington University. Seit 2013 steht Ehrenfreund an der Spitze des vor allem Grundlagenforschung fördernden FWF. (APA, red, 19.6.2015)