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Eine Ausstellung in Nanjing zeigt die Portraits vermisster Kinder.

Foto: Reuters

Das Verschwinden von Kindern ist ein in China immer heißer diskutiertes Problem. Nicht nur ausländische, sondern auch einheimische Medien berichten mittlerweile regelmäßig. Jährlich kommen laut Schätzungen zwischen 10.000 und 70.000 Sprösslinge ihren Eltern abhanden, oft werden sie von Menschenhändlern als Pflegekinder an fremde Familien, iin die Zwangsarbeit oder an Bettlerbanden verkauft.

Bis die Polizei tätig wird, müssen nach dem Verschwinden einer Person allerdings mindestens 24 Stunden vergehen, was einem Kidnapper tendenziell einen großen Vorsprung geben kann. Allgemein soll die Chance auf das Wiederauffinden von verschollenen Personen in den ersten 72 Stunden am größten sein. Nun, so berichtet die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua, soll eine Dating-App dabei helfen, die Verschleppung von Kindern zu bekämpfen

"Wächter"

Die Partnersuche wird bei Momo ähnlich abgewickelt wie bei der in westlichen Gefilden recht bekannten App Tinder. Anhand der Standortdaten sucht das Programm nach potenziell interessanten "Matches" im Umkreis von zehn bis 15 Kilometern.

Dieser Mechanismus wird nun von der neuen Funktion "Momo Shouhu" (grob übersetzt: "Momo Wächter") auch für das Ausspielen von Vermisstenmeldungen in Zusammenarbeit mit der Charityorganisation Baobeihuijia genutzt. Basierend am Ort des Verschwindens werden Profile der abgängigen Kinder ausgespielt, die ein Foto, den Namen und grundlegende persönliche Informationen beinhalten. Dies geschieht, sobald die Eltern den Verlust bei der Organisation, die seit 2007 bereits über 1.000 Kinder mit ihren Familien vereint hat, gemeldet haben, schreibt Tech in Asia.

Vom Datingportal zum Social Network

Die Erweiterung passt dabei gut in die langfristigen Pläne von Momo, aus dem ein umfangreiches, mobiles Social Network werden soll. Gleichzeitig wird bei der Suche nach abgängigen Kindern eine große Nutzerbasis angezapft. Die Plattform verzeichnet über 100 Millionen registrierte und 78 Millionen aktive Nutzer, was rund 5,75 Prozent der chinesischen Bevölkerung entspricht.

Seit kurzem bietet sie, ähnlich wie Foursquare, auch die Möglichkeit, in der Umgebung nach interessensbasierten Angeboten für Freizeitunterhaltung zu suchen und erlaubt den Nutzern "Check-ins" in Restaurants und anderen Lokalitäten. Seit Dezember 2014 ist man auch international unter dem Namen Blupe aktiv. (gpi, 15.07.2015)